Zahnpasta – die Putzhilfe aus der Tube

Es gibt sie mit und ohne Streifen, in Schwarz und Weiß oder mit Glitzer, für empfindliche Zähne oder mit aufhellender Wirkung: Wer beim Einkaufen vor dem Regal mit der Zahnpasta verweilt, wird förmlich erschlagen von der Produktvielfalt der diversen Hersteller. Rund fünf Tuben verbrauchen die Deutschen im Jahr pro Kopf. Welche Versprechen halten die Zahnpasten? Und wie kommen eigentlich die Streifen in die Tube? 

Geschichtliches zur Zahnpasta

Lange bevor Zahnpasten in praktische Tuben abgefüllt wurden, waren Zahnpulver zur Zahnpflege üblich. Sie sollten helfen, den Zahnbelag abzureiben und enthielten zu diesem Zweck Putzkörper wie Asche aus verbrannten Knochen, Horn oder Muschelschalen, zerriebenes Salz oder Bimsmehl. Die Zahnpulver wurden in Tütchen oder Dosen verkauft, und man steckte einfach einen angefeuchteten Finger oder ein Holzstäbchen in das Pulver und rieb – entweder mit den Fingern oder mit einer Bürste –  damit die Plaque von den Zähnen. Auch damals wurden Zusätze zur Geschmacksverbesserung verwendet: Pfefferminzöl, Menthol, Honig, Zucker oder Veilchenöl. Um eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung zu erzielen, mischte man Salbei, Nelkenöl, Salicylsäure und Kokain hinzu. Die erste Zahnpasta in der Metalltube – die Kalodont-Zahncreme – brachte Carl Sarg im Jahr 1850 in Wien auf den Markt und etablierte sie innerhalb weniger Jahre als internationales Massenprodukt. Erste Versuche, die schützende Wirkung von Fluorid in der Zahncreme unterzubringen, wurden bereits um 1900 gemacht. Doch erst nach dem 2. Weltkrieg verbreiteten sich Zahnpasten mit Fluoridzusatz zur wirksamen Kariesprophylaxe auf dem Markt.

Welche Zahncreme macht was?

Das Angebot von Zahnpasta teilt sich grob in drei Produktkategorien auf: Universalzahnpasten, Sensitivzahnpasten und Weißmacherzahnpasten. Alle drei sollen beim Zähneputzen gründlich reinigen, vor Karies schützen und Zähne und Zahnfleisch dabei schonen und obendrein für frischen Atem sorgen. Die Stiftung Warentest gleicht in ihrem Zahnpasta-Test die Liste der Inhaltsstoffe mit den Werbeversprechungen der Anbieter ab. In ihren Untersuchungen in 2019 ermittelte die Stiftung Warentest, dass eine gute Zahnpasta nicht viel kosten muss. Ein mangelhaftes Testurteil bekamen alle Zahnpasten, denen es an einem gewissen Zusatzstoff mangelt: das remineralisierende und entzündungshemmende Fluorid. Für den viel versprochenen Rund-um-Schutz muss die Zahnpasta Fluorid enthalten, um die Zähne erwiesenermaßen vor Karies zu schützen. 

Universal-Zahnpasten

sind die Alleskönner unter den Zahncremes. Sie entfernen Plaque-Bakterien, Flecken und Verfärbungen und schützen mit Fluorid gut gegen Karies und Bakterienneubildung. Das gilt übrigens auch für sehr preiswerte Produkte. Verschiedene Hersteller setzen auch bei der Zahnpasta auf rein natürliche Zusatzstoffe wie Salbei, grüner Tee oder Schwarzkümmelsamen. Ohne die Zugabe von Fluorid ist aber kein belegter Kariesschutz gegeben, daher wurden einige dieser teils hochpreisigen Zahnpasten ebenfalls als mangelhaft bewertet.   

Sensitiv-Zahnpasten

richten sich besonders an Menschen mit empfindlichen Zähnen. Bestimmte Zusatzstoffe in der Zahncreme wie Kaliumsalze, Hydroxylapatit, Zinnfluorid und Arginin können einen lindernden Effekt auf schmerzempfindliche Zähne und freiliegende Zahnhälse haben. Sie versiegeln die feinen Kanälchen im freiliegenden Dentin, die Schmerz an den Nerv weiterleiten. Außerdem sollten derartige Produkte nur wenig schmirgelnde Putzkörper enthalten, um einen geschwächten Zahnschmelz nicht noch mehr abzureiben und damit die Schmerzempfindlichkeit wieder zu erhöhen. Wie viele Schmirgelanteile eine Zahncreme enthält, lässt sich – falls angegeben – aus der Liste der Inhaltsstoffe ablesen: Je höher der RDA-Wert ist, desto mehr schmirgelt die Zahnpasta die Oberfläche der Zähne ab. Empfehlenswert ist ein RDA-Wert zwischen 35 und 60. Bereits Werte über 80 sind sehr stark abrasiv und können bei täglichem Gebrauch Schäden am Zahnbein verursachen. Aufhellende Zahncremes erreichen sogar Werte zwischen 100 und 150. Die Hersteller von Zahncremes sind gesetzlich nicht dazu verpflichtet, den RDA-Wert auf der Verpackung anzugeben. Alles über den Zahnschmelz und was ihn zerstören kann lesen Sie hier: Der Zahnschmelz – Schutzpanzer des Zahns

Weißmacher-Zahnpasta

soll mithilfe von speziellen Putzkörpern wie Kieselsäure oder Aluminium Verfärbungen beseitigen und strahlend weiße Zähne "herbeiputzen" können. Das freut besonders Menschen, die gern Kaffee, Rotwein oder schwarzen Tee zu sich nehmen, die die Zähne auf Dauer verfärben. Zahncremes mit "Weiß-Auslobung" enthalten daher neben starken Schleifpartikeln auch oft Phosphate, Enzyme oder Bleichmittel wie Peroxide, die auch der Zahnarzt beim Bleaching verwendet. Peroxide dürfen aber laut EU-Recht in frei verkäuflichen Zahncremes nur in so geringen Mengen enthalten sein, dass es keinen oder kaum Effekt auf die Farbe der Zähne hat. Sogar der Farbstoff "Blue Covarine" kommt in manchen Pasten zum Einsatz, der einen gelblichen Schimmer der Zähne neutralisieren soll.

Wer seine Zähne ständig mit zu harten Putzkörpern bearbeitet, wird feststellen, dass sie auf Dauer gelber werden. Das liegt daran, dass das Dentin unter dem Zahnschmelz zum Vorschein kommt, das eine gelbliche Farbe hat. Manch eine Weißmacher-Zahnpasta ist selbst rabenschwarz: Der Zusatzstoff Aktivkohle soll die Zähne weißer machen. Stiftung Warentest bemängelt allerdings, dass die Entfernung von Flecken und Verfärbungen genauso gut mit den meisten Universalzahnpasten gelingt, und das zu viel einem günstigeren Preis als die Spezialprodukte. Zahnärzte raten eher ab von schmirgelnden Zahncremes. Eine Professionelle Zahnreinigung in der Praxis entfernt alle Ablagerungen, die Zahnbürsten oder Interdentalbürsten nicht wegputzen, und hellt die Zähne durch die intensive und nachhaltige Reinigung auf.  

Gibt es Zahnpasta speziell für Kinder?

Auf dem Markt sind viele Kinderzahnpasten im Angebot. Sie schmecken meistens milder, fruchtig oder süß. Bei Kindern muss aber besonders auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Der Mineralstoff Zink wirkt gegen Bakterien und damit auch gegen Entzündungen des Zahnfleischs. Zu viel Zink kann für Kinder aber schädlich sein, daher sollte der Zinkanteil unbedingt auch auf der Tube gekennzeichnet werden. Zahncremes für Kinder sollten wenig bis gar kein Zink enthalten.

Auch Kinderzähne brauchen Fluorid, um gegen Karies gewappnet zu sein, da sind sich Kinder- und Zahnärzte einig. Allerdings gehen die Empfehlungen auseinander, wie viel Fluorid Kinder aufnehmen sollten. Zu viel Fluorid kann eine Fluorose verursachen, die sich mit weißen Flecken auf den Zähnen bemerkbar macht und auf Dauer den Zahnschmelz schwächen kann. Daher muss besonders bei Kindern bis zu sechs Jahren darauf geachtet werden, dass die Aufnahme von Fluorid nicht zu hoch wird, falls die Kinder zusätzlich noch Fluoridtabletten zu sich nehmen. Deshalb enthalten Kinderzahncremes häufig weniger Fluorid. Stiftung Warentest hat auch hier bemängelt, dass auf den Verpackungen wichtige Hinweise zum Kariesschutz und zur Fluoridbeigabe fehlen. Auch schleimhautreizende Schaumbildner oder giftige Metalle wurden bei einigen Herstellern kritisiert. Nach dem Zahnwechsel können Kinder auch Zahnpasta für Erwachsene beim Zähneputzen verwenden. Wie wichtig gesunde Milchzähne sind und wie man sie am besten putzt, erfahren Sie hier: Milchzähne – Platzhalter und Wegbereiter

Und wie kommen nun die Streifen in die Tube?

Ob grün, rot, blau oder gleich mehrfarbig: Der Trick mit den Zahnpastastreifen ist ganz einfach. Die jeweilige Farbe wird beim Abfüllen getrennt von der weißen Zahnpasta im Kopf der Tube untergebracht. Bei Herausdrücken wird die weiße Paste durch kleine Löcher im Inneren der Tube mit der jeweiligen Farbe dekoriert. Welche Streifenfarbe Sie dabei bevorzugen, ist völlig egal: Die Streifen sind eine reine Verzierung und haben keinen therapeutischen Effekt. 

Wie viel Zahncreme muss auf die Zahnbürste?

In vielen Zahnpasta-Werbespots wird elegant ein mehrere Zentimeter langer Streifen aus der Tube gedrückt und auf die gesamte Länge der Bürste verteilt. Viel hilft in diesem Zusammenhang nicht viel: Eine erbsengroße Menge Zahncreme reicht für jedes Zähneputzen völlig aus. Die Bürste selbst hat schon eine gute Reinigungswirkung, und für manche Menschen ist ein ganzer Mund voller Schaum nicht angenehm und kann das Zähneputzen verleiden. Bei vielen Kinderzahnbürsten gibt es sogar bunt gefärbte Borsten für die Menge der Zahnpasta, die nötig ist. 

Fazit:

Sie brauchen keine kostspielige Spezialzahnpasta, um Ihre Zähne gründlich zu reinigen. Glauben Sie nicht jedem Werbeversprechen, sondern vergleichen Sie lieber die Inhaltsstoffe der verschiedenen Marken. Wenn Sie sich hellere Zähne wünschen, lassen Sie das besser Ihren Zahnarzt in der Praxis machen, bevor Sie Ihren Zahnschmelz mit starken Schleifpartikeln ruinieren. Besuchen Sie Ihren Zahnarzt regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen und professionellen Zahnreinigungen. Sicher empfiehlt er Ihnen auch eine Zahnpasta, die zu Ihren Zähnen und Ihrer Putzroutine passt.