Periimplantitis - Entzündung des Implantatbetts

Implantate sind künstliche Zahnwurzeln aus Titan oder Keramik, die einen oder mehrere fehlende Zähne ersetzen können. Sind Implantate nach der Einheilzeit fest mit dem Kieferknochen verwachsen, können sie Kronen, Brücken oder Prothesen tragen. Der chirurgische Eingriff kann jedoch auch Komplikationen haben: Entzündet sich der Knochen rund um das Implantat, droht der Verlust der kostspieligen Zahnersatzversorgung. 

Was versteht man unter einer Periimplantitis?

Wenn sich nach einer erfolgreichen Implantation in den Knochen das Gewebe um die künstliche Zahnwurzel herum entzündet, spricht man von einer Periimplantitis (aus dem Altgriechischen übersetzt etwa "Entzündung rund um das Implantat"). Das Implantatbett, also das Knochenfundament, das dem Implantat sicheren Halt bieten soll, bildet sich durch die Entzündung zurück. Der Zahnersatz lockert sich und kann im schlimmsten Fall ausfallen. Entzündet sich der Knochen direkt nach der Implantation, wächst das Zahnimplantat häufig gar nicht erst im Knochen fest. Da eine Periimplantitis nicht immer Schmerzen bereitet, kann sie sich im Laufe der Zeit unbemerkt entwickeln. 

Wie entsteht eine Periimplantitis?

Genau wie bei einer Parodontitis sind die häufigsten Verursacher für eine Zahnbettentzündung der Bakterienbefall im Zahnbelag und im Biofilm auf den Oberflächen von Zähnen und Zahnfleisch. Die Vorstufe ist in beiden Fällen immer eine Zahnfleischentzündung. Bei einer Parodontitis wandern die Bakterien in den Zahnfleischtaschen bis tief an die natürliche Zahnwurzel und lösen dort Knochenabbau aus, die Zähne verlieren ihren Halt. Auch wenn ein Implantat aus Titan oder Keramik selbst sich nicht entzünden kann, können sich Bakterien auf der rauen Oberfläche der Implantatschraube gut festsetzen und verursachen eine Entzündung des periimplantären Gewebes. Genau wie ein natürlicher Zahn bei einer ausgeprägten Parodontitis keinen Halt mehr findet, lockert sich auch das Zahnimplantat im allmählich schwindenden Knochengewebe.

Risikofaktoren für eine Periimplantitis

Die Hauptursachen für eine Periimplantitis sind mangelnde häusliche Mundhygiene und das Rauchen. Werden die Bakterien auf und zwischen den Zähnen nicht regelmäßig und gründlich beseitigt, können sie zunächst das Zahnfleisch entzünden und dann tiefer bis zur Zahnwurzel wandern. Durch den technischen Aufbau eines Implantats können sich auch in Spalten oder kleinen Nischen Bakterien festsetzen. Starke Raucher haben eine generell schlechtere Durchblutung und ein stark erhöhtes Risiko, an einer Periimplantitis zu erkranken.

Auch eine genetische Veranlagung kann die Ursache für die Entzündung sein, genau wie Diabetes mellitus, Osteoporose, Bruxismus (Zähneknirschen) oder Stress. Unter Umständen kann auch ein chirurgischer Behandlungsfehler eine Periimplantitis hervorrufen. Dazu gehören thermische oder mechanische Traumata während der Implantation, prothetische Fehlanpassungen oder die unzureichende Entfernung des Befestigungszements, mit dem die Krone auf dem Implantat befestigt wird.

Wie wird eine Periimplantitis diagnostiziert?

Die ersten Anzeichen einer Entzündung des Implantatbetts sind rötlich verfärbtes Zahnfleisch, das bei Berührung oder Sondierung durch den Zahnarzt leicht blutet und ein süßlicher Mundgeruch. Um den Hals des Implantats kann Eiter austreten, der Zahnfleischrand ist bei Berührung empfindlich. Der Zahnarzt spricht dann von einer Mukositis, einer Entzündung der Schleimhaut rund um das Implantat. Die periimplantäre Mukositis gilt als Vorstufe einer Periimplantitis. Sie entspricht in etwa einer Gingivitis, betrifft nur die Schleimhaut und hat den Knochen noch nicht angegriffen. Die Behandlung einer Mukositis ist den meisten Fällen erfolgversprechend, wenn sie frühzeitig entdeckt wird.

Entwickelt sich die Infektion weiter, wandert sie in die Tiefe und greift den Knochen an. Im fortgeschrittenen Stadium der Periimplantitis zieht sich das Zahnfleisch zurück, das Implantat lockert sich, und Schmerzen im Kiefer können auftreten. Mit einer stumpfen Parodontalsonde prüft der Zahnarzt, wie tief die Sonde an der Implantatposition eindringen kann. Der Bleeding-on-Probing-Index (BOP, Blutung beim Sondieren) gibt Auskunft über den Entzündungsgrad. Mithilfe von Röntgenaufnahmen lässt sich feststellen, ob bereits ein Knochenabbau vorliegt. 

Therapie der Periimplantitis

Die Therapie ist abhängig vom Stadium der periimplantären Entzündung und hat bessere Erfolgsaussichten, wenn die Infektion rechtzeitig erkannt wird. Der Bakterienbefall am Implantat muss möglichst schnell beseitigt werden, das kann im Frühstadium noch durch professionelle Zahnreinigungen, desinfizierende Spüllösungen und Schutzlack erwirkt werden. Eine Behandlung mit dem Laser hilft dabei, Bakterien und Keime abzutöten. Bei einer fortgeschrittenen Periimplantitis ist ein offenes Vorgehen notwendig: Die Titanschraube im Kiefer wird operativ freigelegt und unter Sicht gereinigt. Gegebenenfalls wird die Therapie durch die Gabe von Antibiotika unterstützt.

Hat sich der Kieferknochen bereits abgebaut, ist ein weiterer chirurgischer Eingriff notwendig (Revisionsoperation), um das Implantat zu desinfizieren und erkranktes Gewebe zu entfernen. Damit das Implantat wieder einen guten Halt bekommt, ist ein Knochenaufbau mit Knochenersatzmaterial erforderlich; später benötigt eventuell auch das Zahnfleisch eine plastische Korrektur. Die Prognose für eine zweite Implantation ist allerdings weniger gut als bei einem ersten Eingriff. Eine Infektion des Implantatbetts heilt schlechter ab als eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats), da das Implantat direkt am Knochen anliegt und nicht wie ein natürlicher Zahn durch die Aufhängung an Sharpey-Fasern einen kleinen Abstand zur Knochensubstanz hat. Zeigt keine Maßnahme Erfolg, muss das Implantat entfernt werden. Die Erfolgsquote einer Periimplantitis-Therapie liegt bei etwa 50 Prozent.

Vorbeugung gegen periimplantäre Erkrankungen

Die beste Therapie beim Zahnarzt hilft nicht, wenn Patienten ihre Zähne zu Hause nicht konsequent pflegen. Da mangelnde Mundhygiene einer der Hauptfaktoren für periimplantäre Infektionen ist, müssen Träger von Zahnimplantaten der Pflege ihres Zahnersatzes besondere Aufmerksamkeit widmen. Regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt sind ein Muss, eine detaillierte Anleitung zur richtigen Zahnpflege zu Hause erhalten Patienten ebenfalls in der Praxis. Der Biofilm, der die schädlichen Bakterien enthält, muss immer wieder sorgfältig von Zähnen, Zahnfleisch und aus den Zahnzwischenräumen entfernt werden. Implantat-Träger sollten sich bewusst sein, dass in mikrofeinen Spalten zwischen Zahnfleisch und Implantat Keime und Bakterien eindringen können. Ein spezielles Gel für Zahnimplantate kann ergänzend nach dem Zähneputzen aufgetragen werden und der Entstehung einer Mukositis oder Periimplantitis vorbeugen. 

Mit einem Speicheltest können Patienten selbst überprüfen, ob unbemerkt bereits ein entzündungsbedingter Abbau von Gewebe im Zahnfleisch oder im Zahnhalteapparat stattfindet. Der aMMP-8-Test ist eine Art Frühwarnsystem für Periimplantitis oder eine Parodontitis und reagiert auf den Abbau von Kollagenfasern durch das körpereigene Enzym Matrix-Metalloproteinase-8. 

Wer trägt die Kosten für eine Periimplantitis-Behandlung?

Ein Implantat ist eine Privatleistung und wird von den Krankenkassen nur mit dem Zuschuss für eine Regelversorgung bedacht. Auch die Behandlung periimplantärer Infektionen, die Revisionsbehandlung und der Knochenaufbau bleibt eine Privatleistung nach der GOZ für Zahnärzte und muss komplett vom Patienten selbst getragen werden. Abhängig vom versicherten Tarif kann eine private Zusatzversicherung oder die private Krankenversicherung die entstehenden Kosten teilweise übernehmen. Die Kosten variieren von etwa 60 bis 350 Euro für eine Behandlung im Anfangsstadium bis hin zu über 1.300 Euro, wenn ein Knochenaufbau und eine erneute Implantation notwendig werden. 

Fazit:

Zahnersatz auf Implantaten gehört zum höchsten Standard einer zahnärztlichen Versorgung. Entzündet sich das Gewebe rund um das Implantat, bildet sich der Kieferknochen zurück und das Implantat kann sich lockern. Das Risiko für eine Periimplantitis kann durch perfekte häusliche Mundhygiene und regelmäßige Kontrollbesuche in der Zahnarztpraxis deutlich verringert werden. 

Hinweis: Dieser zahnmedizinischer Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.