Milchzähne - Platzhalter & Wegbereiter Ihrer Kinder

Zahnlücken sehen nur im Milchgebiss von Kindern niedlich aus. Der erste Satz Zähne, den ein Mensch bekommt, unterscheidet sich vom späteren Erwachsenen-Gebiss und fällt bis zum Alter von etwa elf Lebensjahren vollständig wieder aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass deshalb die Pflege der Milchzähne vernachlässigt werden darf. Denn Karies an Milchzähnen kann sich mit dem Zahnwechsel auf die bleibenden Zähne übertragen. Hier erfahren Sie Wissenswertes über das einzige "Organ" des Körpers, das einmalig komplett erneuert und ersetzt wird.

 

Was sind eigentlich Milchzähne?

Die Milchzähne sind der erste Satz Zähne, den ein Mensch bekommt. Sie beginnen sich meistens zu zeigen, wenn das Kind ungefähr ein halbes Jahr alt ist. Diese Zähne unterscheiden sich in Anzahl und Aufbau von den bleibenden: Das Kindergebiss hat nur 20 Zähne – zehn im Ober- und zehn im Unterkiefer –, und der Zahnschmelz der Milchzähne ist nur halb so dick wie bei den bleibenden Zähnen und hat deutlich weniger Mineralstoffgehalt. Nach und nach brechen die Milchzähne im Kiefer durch, den Anfang machen fast immer die unteren Schneidezähne. Das Zahnen kann Schmerzen, Fieber und Unwohlsein bei den Kindern verursachen. Die ersten bleibenden Backenzähne – auch Sechsjahr-Molaren genannt – erscheinen oft unbemerkt im Kiefer hinter den Milchbackenzähnen, denn für sie muss kein Platzhalter ausfallen. Mit etwa elf Lebensjahren ist das Milchgebiss vollständig durch die bleibenden Zähne des Erwachsenen ersetzt worden. 

Die Zähne im Kindergebiss

Das Milchgebiss besteht aus 20 Zähnen und hat pro Kiefer vier Milchschneidezähne, zwei Milcheckzähne und vier Milchbackenzähne. Gleich hinter den letzten Milchbackenzähnen erscheinen oft unbemerkt die Sechsjahr-Molaren, die keinen Milchzahnplatzhalter haben. 

Vom Milchzahn zum Wackelzahn

Es ist ein aufregendes Ereignis, wenn im Mund des Kindes eins der ersten Zähnchen anfängt zu wackeln. Ungefähr um den Zeitpunkt der Einschulung beginnen die unteren Schneidezähne locker zu werden. Die Wurzeln des Milchgebisses sind nicht so stark wie beim endgültigen Gebiss, denn für den Zahnwechsel müssen sie sich langsam auflösen. Dann wackelt es immer wieder im Kiefer. Ganz spannend ist es für Kinder, wenn ein Zahn tatsächlich ausfällt und eine neue Lebensphase einläutet. Dann kommen je nach Land verschiedenste Rituale zum Einsatz: Der Zahn wird zum Beispiel unter das Kopfkissen gelegt und nachts von der "Zahnfee" durch eine Süßigkeit oder eine Münze ersetzt. In Japan wirft man Milchzähne als Glücksbringer aufs Hausdach, und in Russland kommt ein Mäuschen und holt den "Mausezahn" ab. In Polen wird der erste ausgefallene Zahn vergraben, um das Wachstum der neuen Zähne zu fördern, und in der Schweiz ist eine Ameise zuständig für die Abholung der ausgefallenen Milchzähne. 

Lesen Sie dazu auch unseren DentNet Ratgeber Artikel: 30 interessante und unterhaltsame Fakten über Zähne.

Warum wachsen zuerst Milchzähne im Mund?

Ein neugeborener Mensch benötigt noch keine Zähne, da er sich ausschließlich von der Muttermilch ernährt. Erst zum Zeitpunkt der Ernährungsumstellung auf feste Nahrung, die gekaut werden muss, erscheinen nach und nach die Zähne im Kiefer. Das passiert etwa im sechsten Lebensmonat. Da der Kiefer von Babys und Kindern noch nicht ausgewachsen ist und deshalb kleiner als der eines Erwachsenen, sind die ersten Zähne kleiner und schwächer. Wenn das Kind etwa sechs Jahre alt ist, hat auch der Kiefer genug Platz für die Zähne eines ausgewachsenen Menschen, und die Milchzähne stehen durch das Wachstum des Kiefers weiter auseinander und sehen häufig sehr lückenhaft aus. Die Milchzähne haben außerdem noch eine andere wichtige Funktion: Sie sind Platzhalter und Richtungsgeber für die bleibenden Zähne, die bereits von unten nachwachsen. Wenn ein Milchzahn zu früh verloren geht, kann der nachfolgende Zahn schief aus dem Kiefer wachsen. Dann muss der Zahnarzt kieferorthopädische Maßnahmen veranlassen. Die oberen Milchschneidezähne sind außerdem wichtig beim Sprechen lernen, denn sie ermöglichen die Zisch- und S-Laute. 

Können auch Milchzähne krank werden?

Milchzähne haben durch ihre Struktur ein hohes Kariesrisiko. Der dünne und weiche Zahnschmelz ist sehr anfällig für die Infektion mit Kariesbakterien, daher muss auch das Milchgebiss sorgfältig geputzt werden, damit später gesunde zweite Zähne nachwachsen können. Auch wenn die ersten Zähne später ausfallen: Karies ist ansteckend und kann sich auf die bleibenden Zähne übertragen, wenn es an der richtigen Pflege hapert. Eltern sollten ihren Kindern daher schon frühzeitig eine gute Mundhygiene vermitteln und ihnen beibringen, dass Zähne regelmäßig und richtig geputzt werden müssen. Besonders gefährdet sind übrigens die Sechsjahr-Molaren, die ersten bleibenden Backenzähne: Sie brauchen rund drei Jahre, bis sie sich vollständig ausgebildet haben, und sind bis dahin recht klein und werden beim Putzen häufig vernachlässigt. Als erste "erwachsene" Zähne haben sie schon Fissuren in den Kauflächen, in denen sich Karies häufig festsetzt. Auch Kinder sollten regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zum Zahnarzt gehen und früh ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass gesunde Zähne sehr wichtig für den ganzen Körper sind. Der Zahnarzt Ihres Vertrauens kann nach einer Untersuchung auch eine Fissurenversiegelung für die Backenzähne von Kindern empfehlen, die vor Karies schützt. Mehr darüber erfahren Sie hier: Zahnversiegelung – Schutzschild gegen Karies.

Wie putzt man Milchzähne?

Sobald die ersten Milchzähne durchbrechen, sollten sie mindestens einmal täglich gereinigt werden, um Nahrungsmittelreste zu entfernen. Ein kleiner Klecks Kinderzahnpasta auf einer weichen angefeuchteten Zahnbürste oder einem Wattestäbchen reicht dafür aus. Mit zunehmendem Lebensalter kann das Kind unter Ihrer Anleitung immer mehr Putzaufgaben üben: die Kauflächen reinigen, die Außenseiten der Zähne mit kreisenden Bewegungen putzen und schließlich auch die Innenseiten der Zähne mit der Bürste "fegen". Kontrollieren Sie auch, ob das Kind wirklich die Zähne geputzt hat. Ihr Zahnarzt berät Sie gern, wenn Sie Fragen zur richtigen Zahnpflege Ihres Kindes haben. Wenn gründliches Zähneputzen zum gewohnten täglichen Ritual geworden ist, haben Sie schon viel für die zukünftige Zahngesundheit Ihres Kindes geleistet.

Kann Karies an den Milchzähnen auch die bleibenden Zähne beeinträchtigen?

Wenn Löcher in den Zähnen und die daraus resultierende Karies lange Zeit nicht behandelt werden, beeinträchtigt dies nicht nur die Gesundheit der Primär- oder Milchzähne, sondern kann auch Infektionen an den darunterliegenden bleibenden Zähne verursachen.

Karies an Säuglings- oder Milchzähnen sollte daher unbedingt durch eine sorgfältige Mundhygienepraxis, eine möglichst zuckerarme Ernährung und halbjährliche regelmäßige Termine beim Zahnarzt vermieden und, falls bereits eingetreten, schnellstens diagnostiziert und behandelt werden. Löcher in den Zähnen – auch dentale Karies oder Zahnkaries genannt – in Primärzähnen sind nicht der einzige maßgebliche Faktor, der die Gesundheit der bleibenden Zähne beeinträchtigen kann.

Kleine Hohlräume benötigen kleine Füllungen, große Hohlräume erfordern große Füllungen. Bei Karies in der Nähe des Nervs des Babyzahns muss eine teilweise oder vollständige Wurzelkanalbehandlung in Betracht gezogen werden. Sinn dieser Behandlung ist es, den fortschreitenden Verfall zu stoppen, den Babyzahn wiederherzustellen und eine infektionsfreie Umgebung für die Entwicklung der bleibenden Zähne zu schaffen. Ist der bakterielle Befall des Mundraums sehr hoch, können auch die neuen bleibenden Zähne, die im Alter von etwa sechs Jahren durchbrechen, ebenfalls sehr leicht von Bakterien befallen werden, und Karies kann sich bilden.

Bei mangelnder Behandlung kariöser Milchzähne dringen Bakterien immer tiefer in die Wurzelkanäle und in den darunterliegenden Knochen ein. Das kann zu einer sauren Umgebung um den sich entwickelnden bleibenden Zahn führen, deren Auswirkungen vom Alter des Kindes und vom Entwicklungsstand des ausbrechenden bleibenden Zahns abhängig sind.

Die Zahngesundheit der Primärzähne ist eine wichtige Grundlage für die Zukunft der bleibenden Zähne.

Hohlräume in Säuglingszähnen müssen nicht notwendigerweise zu Hohlräumen in bleibenden Zähnen führen, wenn diese rechtzeitig behandelt werden. Routineuntersuchungen und eine gute Zahnprophylaxe helfen, unerwünschten Kariesbefall zu verhindern.

Besuchen Sie rechtzeitig mit Ihrem Kind Ihren Zahnarzt. Eine Vorsorgeuntersuchung im Intervall von sechs Monaten sollten Sie stets einhalten.

Fazit:

Gesunde Milchzähne bedeuten gesunde Zähne. Karies an den ersten Zähnen verschwindet nicht einfach mit dem Zahnwechsel, sondern kann böse Folgen für das bleibende Gebiss haben. Deshalb sollten auch Kinder tägliches Zähneputzen frühzeitig von den Eltern lernen und die Bedeutung von guter Zahnpflege verinnerlichen, siehe auch: Wackelzahn bei Kindern.

Hinweis: Dieser zahnmedizinischer Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.