Ozontherapie beim Zahnarzt – Karies behandeln ohne Bohren?

Ozon (O3) kennen die meisten nur als die blaue Schicht in der Stratosphäre, die uns vor den Auswirkungen zu starker UV-Strahlung schützt. Das stark riechende Gas besteht aus drei negativ geladenen Sauerstoffatomen, ist ein natürlich vorkommendes Molekül und ein giftiges und starkes Oxidationsmittel. Es wird unter anderem zur Wasserreinigung, Geruchsbeseitigung, Wäschedesinfektion und in vielen anderen Einsatzgebieten verwendet und wurde schon im 1. Weltkrieg zur Wunddesinfektion eingesetzt. In der Zahnarztpraxis soll es unter anderem dabei helfen, Karies zu bekämpfen. Aber stimmt das auch?

Welche Eigenschaften hat Ozon?

In der Natur erfüllt Ozon eine ökologische Schutzfunktion, seine nützlichen Eigenschaften in der Medizin wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und haben sich inzwischen etabliert. Ozon wird bei äußerlichen Geschwüren und Hautläsionen eingesetzt. Es regt die Durchblutung und die Zellregeneration der Leber an und die verbessert die Sauerstoffversorgung im Körper. In der Zahnmedizin wurde Ozon ab 1934 untersucht und bei endodontischen Infektionen, Wurzelkaries und Periimplantitis eingesetzt. Dentale Einheiten und auch ganze Praxiszimmer können erfolgreich mit Ozon sterilisiert werden.

Wo wird Ozon in der Zahnarztpraxis eingesetzt?

Aufgrund der stark desinfizierenden und blutstillenden Wirkung von Ozon findet das Gas in der Zahnmedizin vielseitige Verwendung. Es unterstützt die Behandlung bei entzündlichen Zahntaschen, Parodontitis, Wurzelkaries, Wurzelkanalbehandlungen wie auch bei Rhagaden, Herpes, Aphthen und anderen Hautinfektionen im Mund. Das keimtötende und heilungsfördernde Ozon wird auch im Rahmen der Implantologie und bei der Behandlung von Periimplantitis verwendet. Durch den Einsatz von Ozon kann der Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika verringert werden. 

Hilft eine Ozontherapie ohne Schmerzen und ohne Bohren gegen Karies?

Karies schädigt die Zahnsubstanz und frisst regelrechte Löcher in den Zahnschmelz. Aber auch Karies fängt mal klein an. Sind noch keine Löcher in den Zähnen entstanden, kann eine Ozonbehandlung die Bakterien einer beginnenden Kariesinfektion (Initialkaries) unschädlich machen und die Karies sozusagen noch im Keim ersticken. Besonders in den tiefen verwinkelten Fissuren der Backenzähne lassen sich die karieserzeugenden Bakterien schlecht beseitigen. Ozongas dringt auch bis in diese schlecht erreichbaren Bereiche vor und tötet Bakterien ab. Ohne Bohrer, schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen.

Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten und hat die Zahnsubstanz geschädigt, kann eine Ozontherapie die konventionelle Behandlung gegen Karies sinnvoll unterstützen. Der Zahnarzt entfernt zunächst unter lokaler Betäubung alle erkrankten Teile des betroffenen Zahns mit dem Bohrer. Die dadurch entstandenen Hohlräume (Kavitäten), die später die Füllung aufnehmen sollen, werden vorher mit Ozon sterilisiert, verbleibende Bakterien werden zu 99,9 % entfernt. Besonders bei tiefen Kavitäten, die nah am Zahnnerv liegen, kann eine Wurzelkanalbehandlung mit der Hilfe von Ozon oft vermieden werden, und der Zahn kann vital bleiben.

Wie erfolgt der Einsatz von Ozon am Patienten?

Beginnende Karies verursacht noch keine Schmerzen und äußert sich anfangs mit hellen, weißlichen Flecken – den "white spots" – auf der Zahnoberfläche oder in den Grübchen (den Fissuren) der Mahlzähne. Soll ein Zahn mit einer Initialkaries eine Ozonbehandlung bekommen, muss zunächst die Schwere der Karies genauestens festgestellt werden. Das kann mit einem klinischen Diagnoselaser passieren oder mithilfe der Fiberoptiktransillumination (FOTI): Hoch intensives Kaltlicht beleuchtet den erkrankten Zahn und stellt kariöse oder entmineralisierte Bereiche deutlich dar. Dann wird der Zahn trockengelegt, und der Zahnarzt wählt eine Silikonkappe in der richtigen Größe aus. Diese Kappe erzeugt ein Vakuum rund um den Zahn, in dem das Ozon wirken kann, ohne in die Umgebung zu entweichen. Sollte etwas undicht sein, wird die Ozonzufuhr automatisch gestoppt. Innerhalb weniger Minuten sind die Kariesbakterien und Keime abgetötet, und der behandelte Zahn kann abschließend fluoridiert werden. 

Bei Zahnfleischtaschen oder Parodontitis wirkt das Ozon als zusätzliche Desinfektion. Die tiefen Zahnfleischtaschen, die bei einer Parodontitis entstehen, und die Wurzeloberflächen reinigt der Zahnarzt unter örtlicher Betäubung und entfernt weiche und harte Beläge. Eine desinfizierende Spülung mit ozonisiertem Wasser oder die punktgenaue Begasung mit Ozon verringert die Anzahl der entzündungsfördernden Bakterien und die Neigung zu Zahnfleischbluten

Medizinisches Ozon hilft auch bei chirurgischen Eingriffen wie Implantaten bei der Bakterienbekämpfung und wird unter anderem vor dem Versiegeln von Fissuren, vor dem Einsetzen von Kronen oder Inlays, bei empfindlichen Zahnhälsen und erschwertem Zahndurchbruch eingesetzt.

Vor- und Nachteile der Ozonbehandlung

Die zahnärztliche Behandlung mit dem Gas Ozon tötet zuverlässig Bakterien, Viren und Keime ab und wirkt stark desinfizierend. Auch die Durchblutungsförderung ist belegt. Allergien oder Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Da die Behandlung gewebeschonend und schmerzfrei ist, kann sie auch für Kinder und Angstpatienten einen angenehmeren Zahnarztbesuch bedeuten. Fortgeschrittene Karies ohne Bohren heilen oder beseitigen kann Ozon nicht. Ungewollt freigesetztes Ozongas reizt die Atemwege und Schleimhäute und wird deshalb für Asthmapatienten nicht empfohlen.

Die Studien zum Thema Ozontherapie sind allerdings nicht aussagekräftig genug, es fehlen nachprüfbare wissenschaftliche Untersuchungen zu Heilwirkung, Wirksamkeit und Sicherheit. 

Wie viel kostet eine Ozonbehandlung beim Zahnarzt?

Die Kosten für eine Ozontherapie variieren je nach Art der Therapie und der Behandlung. Patienten müssen mit etwa 30 bis 45 Euro pro Zahn rechnen. Eine Ozonbehandlung gehört zu den Privatleistungen, die nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) abgrechnet wird und wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

Fazit:

Ozon wirkt durch seine desinfizierende Wirkung gegen Entzündungen an Zähnen und Zahnfleisch und unterstützt die Behandlung von Parodontitis und anderen entzündlichen Erkrankungen im Mund. Befindet sich eine Karies noch im frühen Anfangsstadium, kann Ozon die Bakterien erfolgreich abtöten und damit eine schmerzfreie Kariesbehandlung ohne Bohrer ermöglichen, wenn der Zahn anschließend fluoridiert wird. Die Handhabung von Ozon ist unkompliziert, wenig zeitaufwändig und patientenfreundlich. Damit kann die Behandlung vor allem bei Kindern und ängstlichen Patienten zum Abbau ihrer Ängste beitragen.

Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.