
Wie gut ist selbst gemachte Zahnpasta?
Selber machen liegt im Trend. In den sozialen Medien (Facebook, Instagram, etc) findet man zahlreiche Anleitungen für DIY (Do It Yourself)-Produkte aller Art. Dahinter steht der Gedanke umweltfreundlicher und nachhaltiger zu handeln. Und selbstverständlich kann man auch Zahnpasta mit wenigen Zutaten und Handgriffen selbst ganz einfach zu Hause herstellen. Bleibt allerdings die Frage, ob die selbst gemachte Zahncreme genauso effektiv ist wie handelsübliche, industriell gefertigte Zahnpasta. Erfahren Sie mehr über DIY-Zahnpasta.
Zahncreme selbst herstellen? Warum?
Die eigene Zahncreme selbst herzustellen kann unterschiedliche Gründe haben:
- Umweltfreundlichkeit: Für die einen ist es wichtig, umfreundlich zu handeln und durch die Verwendung und Herstellung von DIY-Zahncreme Plastikverpackungen zu sparen und Müll zu vermeiden.
- Inhaltsstoffe: Die anderen wollen die volle Kontrolle über die Inhaltsstoffe ihrer Zahncreme. Vor allem bei Allergien oder Empfindlichkeiten spielt das eine wichtige Rolle. Wieder andere setzen mit ihrer selbst gemachten Zahnpasta auf biologisch und ökologisch verträgliche Zutaten und wollen so mögliche Schadstoffbelastungen vermeiden.
- Geschmack: Einige Menschen mögen den Geschmack herkömmlicher Zahncremes nicht. Bei DIY-Zahncreme ist der Geschmack frei wählbar.
- Preis: Darüberhinaus kann die Herstellung eigener Zahncreme langfristig kostengünstiger sein, weil die dafür benötigten Zutaten in größeren Mengen eingekauft werden können.
Diese Gründe sind allesamt einleuchtend. DIY-Zahncreme steht allerdings auch in der Kritik.
Welche Inhaltsstoffe werden in selbst gemachter Zahnpasta verwendet?
Es gibt zahlreiche Rezepte für selbst gemachte Zahnpasta. Am häufigsten kommen diese Inhaltsstoffe zum Einsatz:
- Natron (Natriumbicarbonat): Natron ist ein mildes Schleifmittel, das helfen soll Plaque und Verfärbungen von den Zähnen zu entfernen und gleichzeitig das pH-Gleichgewicht im Mund aufrechterhalten soll. In einigen Rezepten kommt statt Natron Backpulver zum Einsatz, dass hauptsächlich aus Natron besteht.
- Kokosöl: Es hat antibakterielle und antimikrobielle Eigenschaften, die helfen können, schädliche Bakterien im Mund abzutöten und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen.
- Xylitol: Ist ein natürlicher Süßstoff, der Karies verursachenden Bakterien entgegenwirken und den Zahnschmelz stärken soll. Xylitol wird auch als Xylit, Birkenzucker oder Pentanpentol bezeichnet. Alternativ steht auch oft Stevia (Süßkraut) auf der Zutatenliste und soll ebenfalls wegen seiner antomikrobiellen Wirkung die Zahnreinigung unterstützen.
- Ätherische Öle: Sie werden hauptsächlich eingesetzt um für frischen Atem zu sorgen. Einige Öle haben aber ebenfalls antibakterielle Eigenschaften und sollen so die Reinigungswirkung verstärken.
- Kalziumkarbonat: Kalk oder ist ein weiteres Schleifmittel, das verwendet wird, um Verfärbungen und Plaque zu entfernen.
- Kurkuma: Die entzündungshemmende Wirkung der Wurzel vor Zahnfleischentzündungen schützen.
- Aktivkohle: Sie kann zur Entfernung von Verfärbungen und zur allgemeinen Zahnaufhellung beitragen.
- Meersalz: Es kann zur Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen und zur Stimulierung des Speichelflusses beitragen.
- Zitrone: Zitronensaft soll ebenfalls eine zahnaufhellende Wirkung haben und frischen Geschmack erzeugen
Tückisch an dieser Zutatenliste ist, dass es sich hier um Inhaltsstoffe handelt, die in anderen gesundheitlichen Zusammenhängen seit langem wegen ihrer heilsamen oder gesundheitsfördernden Wirkung bekannt sind und verwendet werden. Damit entsteht der Eindruck, dass sie auch bedenkenlos in DIY-Zahncreme verwendet werden können.
Was spricht gegen selbst hergestellte Zahncreme?
Auch wenn die Herstellung eigener Zahncreme aus ökologische Sicht sinnvoll sein mag, kann sie für den Erhalt der Zahngesundheit einige Nachteile haben:
- Kein Flourid: Fluorid wird herkömmlichen Zahnpasten beigegeben, weil es den Zahnschmelz stärkt und Karies vorbeugt. Selbst gemachte Zahncreme enthält in der Regel kein Fluorid.
- Unzureichende Reinigungswirkung: Selbst gemachte Zahncreme kann weniger effektiv bei der Entfernung von Plaque und Bakterien sein, weil sie möglicherweise nicht die richtige Konsistenz oder die richtigen Inhaltsstoffe hat. Hier ist der individuelle Mundgesundheitszustand von entscheidender Wichtigkeit.
- Abrasive Inhaltsstoffe: Einige DIY-Zahnpasten enthalten stark abrasive Inhaltsstoffe wie Backpulver (Natron), das den Zahnschmelz schädigen und zu Zahnempfindlichkeit führen kann. Die Schleifkörperchen sind essentieller Bestandteil einer Zahncreme, weil sie so den Zahnschmelz durch leichten Abrieb reinigen. Dabei ist die möglichst einheitliche Größe dieser Schleifkörper wichtig, damit der Abrieb gleichmäßig und flächendeckend reinigen kann. Natron ist oft grobkörniger und kann so (vor allem bei zu hohem Druck auf die Zahnbürste) den Zahnschmelz stärker abreiben als für ihn gut ist.
- Ungenauigkeit bei der Dosierung: Bei selbst gemachten Zahnpasten ist es schwierig, die richtige Menge und Konzentration der Inhaltsstoffe abzumischen. Da die Gewichtsangaben in vielen Rezepten recht ungenau sind (bsp. 1/2 Teelöffel), kann es leicht zu Überdosierungen kommen. Die inkonsistente Qualität kann die Reinigungswirkung deutlich abschwächen.
- Kurze Haltbarkeit: Weil selbst gemachte Zahnpasta keine Konservierungsstoffe enthält, kann sie leicht verderben oder Schimmel bilden, wenn sie nicht richtig gelagert wird.
- Fehlende klinische Studien: Im Gegensatz zu industriell hergestellten Zahncremes, die fortwährend Tests und klinischen Studien unterzogen werden, gibt es für selbst gemachte Zahnpasta (noch) keine wissenschaftlichen Studien oder Tests, die ihre Wirksamkeit und Sicherheit zweifelsfrei belegen. Herkömmliche Zahnpasten werden von zuständigen Behörden und Organisationen geprüft und zugelassen, um sicherzustellen, dass sie sicher und wirksam sind. Bei selbst gemachten Zahncremes ist diese Art von Überprüfung und Genehmigung nicht vorhanden.
Das Fluorid-Problem
In der Natur- und Alternativmedizin wird Fluorid kritisch betrachtet, weil es bei Einnahme gesundheitsschädliche Wirkung haben kann. Hier kommt vor allem zum Tragen, dass Zahnpasta leicht verschluckt werden und auch durch die Mundschleimhaut in den Körper eindringen kann. Für Zahnmediziner hingegen ist Fluorid wichtiger Bestandteil moderner Zahnreinigungsprodukte, weil es ein schützenden Film auf den Zähnen bildet und auf diese Weise die schädigende Wirkung von Säuren deutlich abschwächt. Damit wird der Kariesbildung vorgebeugt. Außerdem hilft es bei der Mineralisierung des Zahnschmelzes. Industriell hergestellte Zahncremes dürfen einen festgesetzten Fluoridwert nicht überschreiten. In Deutschland darf der Fluoridgehalt 0,15 % (bei Kinder-Zahncreme 0,05 %) nicht überschreiten.
Da Fluorid aber nicht frei verkäuflich ist, kann es der DIY-Zahncreme nicht einfach beigegeben werden. Hier muss dann also auf eine (industriell hergestellte) Mundspülung verwendet werden. Und so wird der eigentliche Ansatz müllvermeidend, umweltfreundlich und nachhaltig zu handeln ad absurdum geführt.
Fazit
Zahncreme ist ein unerlässlicher und wichtiger Bestandteil der täglichen Mundhygiene. Sie muss wirksam Zahnbeläge und Plaque entfernen können, der Kariesbildung vorbeugen und Zahnfleischerkrankungen und Mundgeruch bestmöglich verhindern. Selbstgemachte Zahnpasta kann eine ökologische und natürliche Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta sein, wenn sie richtig hergestellt und verwendet und auf die individuellen gesundheitlichen Gegebenheiten abgestimmt ist. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass sie möglicherweise nicht dieselben präventiven Eigenschaften wie herkömmliche Zahnpasta hat, insbesondere im Hinblick auf Fluoridgehalt und Abrasivität. Wenn Sie über die Verwendung selbst hergestellter Zahncreme nachdenken, sollten Sie in jedem Fall mit Ihrem Zahnarzt sprechen, um sicherzustellen, dass sie Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht und keine negativen Auswirkungen auf Ihre Zahngesundheit hat. Ihr Zahnarzt kann Ihnen darüber hinaus noch zahlreiche Tipps zur richtigen Zahnpflege geben.
Dieser Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist nicht als Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung gedacht. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.