

Zahntrauma – Zahn abgebrochen – was tun?
Wer in Omas Kirschkuchen den einzigen Kern findet, dem winkt angeblich das Glück. Wenn der vermeintliche Glückspilz aber sehr kräftig zugebissen und sich dabei einen Zahn abgebrochen hat, winkt ihm erst erstmal ein Besuch beim Zahnarzt, im Zweifelsfalle sogar als Notfallpatient. Was ist zu tun, wenn ein Stück Zahn abgebrochen oder durch einen Unfall oder Schlag gar ganz ausgefallen ist?
Was versteht man unter einem Zahntrauma?
Ein Zahntrauma ist die Verletzung oder Lockerung eines oder mehrerer Zähne durch äußerliche Einwirkung. Das kann durch einen Schlag, einen Stoß oder einen Unfall passieren. Zahnunfälle betreffen meistens die oberen Schneidezähne und die Eckzähne (Frontzähne), da sie durch ihre vorderste Position relativ ungeschützt sind. Vor allem Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren ziehen sich Zahntraumata zu, da sie beim Spielen und Herumtoben schneller stürzen. Jugendliche und Erwachsene beschädigen ihre Zähne hauptsächlich durch Freizeitaktivitäten, Unfälle oder Gewaltdelikte. Ein Zahntrauma bezeichnet alle Verletzungen von einem kleinen abgebrochenen Stück Zahn bis hin zum kompletten Aushebeln des gesamten Zahns aus seinem Zahnfach (avulsierte Zähne). Der Besuch in der Zahnarztpraxis ist nach einem Trauma unbedingt notwendig, um das Ausmaß der Beschädigung festzustellen und schwerwiegende Folgen für das Gebiss zu verhindern.
Was tun, wenn ein Stück Zahn abgebrochen ist?
Bei einem abgebrochenen Zahn droht gewöhnlich keine Lebensgefahr. Manchmal bemerkt man nur durch die Berührung mit der Zunge, dass irgendwo ein Stück Zahnsubstanz fehlt. Abhängig davon, welcher Zahn betroffen ist und wie groß das abgebrochene Stück ist, sollte trotzdem schnell gehandelt werden. Ist nur ein kleiner Teil eines Frontzahns abgebrochen, aber das Zahninnere unverletzt, tut das meistens nicht weh, sondern sieht nur unschön aus. Wenn nach einem Zahntrauma der Nerv frei liegt, sind damit starke Schmerzen verbunden. Wurzelbehandelte Zähne verursachen auch bei einem Trauma keine Schmerzen und können eher abbrechen, da sie keinen Zahnnerv mehr besitzen. Vorgeschädigte und gefüllte Zähne haben weniger Stabilität und können schneller abbrechen. Brüche oder Risse in der äußeren Zahnsubstanz ermöglichen Bakterien, bis tief in den Zahn vorzudringen und sollten daher zügig repariert werden.
Finden Sie das abgebrochene Zahnstück oder die herausgefallene Zahnkrone, nehmen Sie alles mit zu ihrem Zahnarzt. Denn in vielen Fällen kann ein abgebrochener Zahn repariert oder eine gelöste Krone wieder befestigt werden. Ist das Missgeschick außerhalb der Praxisöffnungszeiten passiert, können Patienten auch den zahnärztlichen Notdienst in Anspruch nehmen. Ob Sie ein Notfall sind oder nicht, erfahren Sie hier in unserem DentNet Ratgeber: Zahnärztlicher Notdienst.
Falls Sie ein Stück oder sogar den gesamten Zahn verschluckt haben sollten – keine Panik. Gewöhnlich passieren solche Gegenstände den Verdauungstrakt ohne eine Verletzung des Magens oder des Darms und werden einfach wieder ausgeschieden.
Was tun, wenn der Zahn komplett ausgeschlagen wurde?
Einen Zahn, der vollständig mitsamt seiner Wurzel aus dem Kieferknochen gebrochen ist, kann der Zahnarzt unter bestimmten Umständen wieder einsetzen. Wenn Sie den Zahn finden können, sollten Sie damit unverzüglich zum Zahnarzt gehen oder den zahnärztlichen Notdienst aufsuchen. Je schneller der Zahn behandelt werden kann, umso größer ist die Chance, ihn zu retten. Neben dem schnellen Transport ist die richtige Aufbewahrung entscheidend. Falls die verletzte Stelle blutet, beißen Sie vorsichtig auf ein fusselfreies Stoffstück, zum Beispiel auf ein Taschentuch oder ein Stück Verbandsmull. Kühlende Auflagen helfen gegen Schwellungen. Ausgeschlagene Milchzähne bei Kindern werden meistens nicht wieder eingesetzt. Es besteht die Gefahr, dass der darunter heranwachsende bleibende Zahn Schaden erleidet.
Kann man einen ausgeschlagenen Zahn wirklich wieder "einpflanzen"?
Unter bestimmten Umständen ist das möglich. Die besten Chancen dafür haben Zähne mit noch nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum bei Kindern oder Jugendlichen. Der Zahn wird replantiert und mit einer flexiblen Draht-Komposit-Schiene gestützt, bis er wieder festgewachsen ist. In unserem Ratgeber-Artikel Autogene Zahntransplantation – Zahnersatz aus dem eigenen Mund erfahren Sie mehr darüber, welche Voraussetzungen nötig sind, damit eigene Zähne verpflanzt werden können.
Wie transportiere ich einen ausgeschlagenen Zahn?
Um die Wiederherstellung eines abgebrochenen Zahns möglich zu machen, muss der Zahn sehr schnell beim Zahnarzt ankommen. Der häusliche Erste-Hilfe-Kasten ist für die Zahnrettung allerdings nicht ausgestattet. Ideal zur Aufbewahrung für den sicheren Weg zur Praxis ist eine Zahnrettungsbox. Sie ist für rund 15–20 Euro in Apotheken oder online erhältlich und enthält eine Nährlösung, in der ein abgebrochener Zahn oder auch ein ganzer Zahn bis zu 48 Stunden gelagert werden kann. Als temporäre Alternative kann auch gekühlte H-Milch (keine Vollmilch!) oder eine isotone Kochsalzlösung zur Befeuchtung helfen. Auch eigener Speichel, der in einem kleinen Behälter gesammelt wird, oder Frischhaltefolie hilft gegen Austrocknung bis zur Behandlung. Trinkwasser eignet sich dagegen gar nicht.
Falls der komplette Zahn mit der Wurzel aus dem Mund geschlagen wurde, sollten außerdem folgende Punkte unbedingt beachtet werden:
- Fassen Sie den Zahn nur an der Zahnkrone bzw. der Kaufläche an! Die Zahnwurzel und die Wurzelhaut ist sehr empfindlich, sie sollte intakt und infektionsfrei beim Zahnarzt ankommen!
- Versuchen Sie auf gar keinen Fall, den Zahn selbst wieder einzusetzen. Sie könnten dabei Beschädigungen verursachen, die ein Wiedereinsetzen unmöglich machen.
- Waschen Sie den Zahn nicht ab, auch wenn Blut oder Schmutz daran haften.
- Die Zahnwurzelhaut darf beim Transport nicht austrocknen. Wickeln Sie den Zahn auf gar keinen Fall in ein Taschentuch. Haben Sie keine Zahnrettungsbox zur Hand, hilft für kurze Zeit die Lagerung in gekühlter H-Milch oder Frischhaltefolie.
- Bewahren Sie den Zahn nicht in Ihrem Mund auf. Abgesehen von der hohen Keimbelastung droht die Gefahr des Verschluckens.
Was tun, wenn der Zahn nicht wieder geklebt oder eingesetzt werden kann?
Die richtige Behandlung hängt von der Beschädigung und der Position des Zahns ab. Ihr Zahnarzt wird immer versuchen, den natürlichen Zahn nach Möglichkeit zu erhalten. Wenn vorne im sichtbaren Bereich dem Schneidezahn eine kleine Ecke fehlt, kann eine zahnfarbene Kompositfüllung die Ästhetik wieder herstellen. Einen abgebrochenen Backenzahn sieht man nicht so schnell, er benötigt aber ausreichend Stabilität aufgrund der hohen Kaubelastung. Wenn der abgebrochene Zahn schon vorbelastet war – zum Beispiel mit einer großen Füllung oder durch eine Wurzelbehandlung – dann kann es sein, dass eine Füllung oder eine Zahnkrone nicht mehr ausreicht. Ist ein beschädigter Zahn nicht mehr zu retten, muss er gezogen werden. Das ist zum Beispiel auch der Fall, wenn sich die Bruchstelle weit unter dem Rand des Zahnfleischs befindet oder der Bruch bis zur Zahnwurzel reicht. Damit gesunde Zähne nicht in die Lücke kippen, sollten fehlende Zähne anschließend durch Implantate oder Brücken ersetzt werden.
Was kostet die Behandlung eines abgebrochenen Zahns?
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten, die durch die Behandlung eines Notfalls nach einem Zahnunfall entstehen, ebenso wie die normale zahnärztliche Versorgung. Führen Sie daher immer Ihre Versichertenkarte mit. Wird nach einem Unfall Zahnersatz notwendig, erstattet die gesetzliche Krankenversicherung die Regelversorgung mit einem Festzuschuss von 60 Prozent. Dieser Festzuschuss erhöht sich nach fünf und zehn Jahren lückenloser Vorsorgeuntersuchungen, die im Bonusheft vermerkt werden.
Fazit:
Grundsätzlich lohnt es sich, jeden erhaltungswürdigen Zahn zu retten. Kleinere Zahnschäden werden in der Zahnarztpraxis schnell behoben. Mit den beschriebenen Erste-Hilfe-Maßnahmen können sogar ausgeschlagene Zähne unter Umständen noch erhalten werden. Nach einem Zahntrauma sollten Sie immer den Zahnarzt aufsuchen, um Ihre Zähne überprüfen zu lassen.