Perikoronitis – Schlupfwinkelinfektion bei teilretinierten Zähnen

Ab dem sechsten Lebensjahr fallen die Milchzähne allmählich aus, und die erwachsenen Zähne erscheinen im Mund. Wenn ein Zahn nicht vollständig aus dem Zahnfleisch auftaucht, sondern zum Teil darunter steckenbleibt (teilretiniert), kann es zu einer Infektion kommen. Entzündet sich das Weichgewebe um den teilweise durchgebrochenen Zahn, spricht man von einer Perikoronitis.

Warum brechen Zähne nicht vollständig durch?

Oft ist Platzmangel für Schwierigkeiten mit den durchbrechenden Zähnen verantwortlich (lat.: Dentitio difficilis). Die Weisheitszähne (die dritten Molaren) erscheinen erst dann, wenn alle anderen Zähne schon auf ihren Plätzen sitzen und müssen sich am hinteren Ende der Zahnreihe drängeln. Für alle vier Weisheitszähne bietet der moderne menschliche Kiefer häufig zu wenig Raum, sie bleiben gänzlich oder zum Teil im Kiefer verborgen. Auch ein Sturz, ein Schlag oder ein zu früh verloren gegangener Milchzahn können dafür sorgen, dass bleibende Zähne schief oder teilretiniert aus dem Kiefer wachsen oder sich unter der Mundschleimhaut gegen ihre Nachbarn schieben. 

Was ist eine Perikoronitis?

Eine Perikoronitis ist eine Schlupfwinkelinfektion des Zahnfleischs um einen durchbrechenden Zahn und tritt typischerweise zwischen den späten Teenager-Jahren und den frühen 20ern auf. In den meisten Fällen sind die Weisheitszähne von der Entzündung betroffen. Bricht ein Zahn nicht ganz durch die Schleimhaut, bildet sich über seiner Krone eine Art Zahnfleischlappen (Operculum). Derartige Stellen sind im Rahmen der Zahnpflege nur sehr schwer sauber zu halten. Weil der Zahn schon Zugang zur keimbelasteten Mundhöhle hat, können Speisereste und Bakterien in dieser Schleimhautnische eine Infektion auslösen.

Bei einer akuten Perikoronitis ist das Gewebe rund um die Krone des betroffenen Zahns geschwollen, gerötet und sehr druckempfindlich. Schwellungen an der Wange und pochende Schmerzen, die bis ins Ohr, Kiefergelenk und den Rachen ausstrahlen können, deuten auf einen perikoronalen Abszess hin. Ist die Kaumuskulatur von der Infektion betroffen, kann das zu einer eingeschränkten Mundöffnung führen. Schlechter Geschmack im Mund und Mundgeruch wird durch Eiterbildung und bakterielle Zersetzung hervorgerufen.  

Eine chronische Perikoronitis verursacht nur wenige Symptome und eher leichte Schmerzen, kann sich aber immer wieder mit Phasen akuter Perikoronitis abwechseln. Die chronische Form der Entzündung wird meistens erst vom Zahnarzt bei der klinischen Untersuchung in der Praxis festgestellt.

Wie wird eine Perikoronitis behandelt?

Bei der Behandlung werden zunächst die akuten Symptome bekämpft, um die Schmerzen zu lindern und damit sich die Entzündung nicht weiter ausbreitet. Dafür wird das Gewebe unter dem Operculum vorsichtig mit Kochsalzlösung oder Chlorhexidin gespült, um Sekrete zu entfernen. Falls notwendig, passiert das unter örtlicher Betäubung. Plaque, Zahnstein und Nahrungsmittelreste werden entfernt. Die Schleimhautkapuze über der Zahnkrone kann mit einem chirurgischen Eingriff entfernt werden. Handelt es sich um einen Weisheitszahn oder tritt die Perikoronitis wiederholt auf, wird der Zahn gezogen, sobald die Entzündung abgeklungen ist. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen bei der Schmerzbekämpfung. Bei schweren Infektionen und Schwellungen verschreibt der Zahnarzt ein Antibiotikum. 

Kann man einer Perikoronitis vorbeugen?

Eine gründliche häusliche Mundhygiene, regelmäßige Kontrollen und Professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt helfen, das Risiko für eine Perikoronitis zu mindern oder sie früh behandeln zu können. Durch die anatomischen Gegebenheiten bei erschwertem Zahndurchbruch lässt sie sich aber nicht immer verhindern. Nach einer Schlupfwinkelinfektion müssen Patienten besondere Sorgfalt bei der Zahnpflege aufwenden, damit die Erkrankung nicht wiederholt auftritt. Besonders der Durchbruch der Weisheitszähne sollte beobachtet und kontrolliert werden. 

Fazit

Speziell die unteren Weisheitszähne haben oft Schwierigkeiten, vollständig durch die Schleimhaut durchzubrechen. Bildet sich über einem teilweise durchgebrochenen Zahn ein Schleimhautlappen, kann in diesem Schlupfwinkel durch Bakterien und Nahrungsmittelreste eine Perikoronitis entstehen.