• Mundgesundheit

Entzündungen der Zungenpapillen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Zunge ist ein sehr sensibles Organ in unserem Mund mit einer großen Anzahl an Nervenzellen. Kommt es zu Verletzungen oder zu Veränderungen an der Oberfläche, bemerken wir dies relativ schnell und versuchen dem entgegenzuwirken. Zungenbrennen ist sehr unangenehm und lässt spontan Schlimmeres vermuten. Aber muss der schmerzhafte Zustand gleich die Alarmglocken läuten lassen und auf eine Krankheit hinweisen? Wir erklären die Symptome und welche Behandlung bei Entzündungen auf der Zunge helfen kann.

Der Aufbau unserer Zunge

Unsere Zunge ist ein wichtiges Organ in unserer Mundhöhle. Die sogenannten Papillen auf der Zunge ermöglichen es uns zu schmecken, zu tasten, zu schlucken und zu sprechen. Es gibt vier verschiedene Arten von Papillen:

 

1. Wallpapillen sind v-förmig angeordnete Papillen vom Zungenrücken (Zungenoberfläche) bis zum Zungengrund in der Nähe des Rachens. Sie heißen Wallpapillen, weil sie von einem Wallgraben mit vielen Drüsen umgeben sind. Menschen besitzen rund ein Dutzend Wallpapillen, die mehrere hundert Geschmacksknospen enthalten können.  

2. Blattförmige Papillen befinden sich auf beiden Seiten seitlich am hinteren Drittel der Zunge. Sie haben die Form von dicht hintereinander liegenden Falten, jede Papille enthält rund 50 Geschmacksknospen.

3. Pilzförmige Papillen liegen an der Zungenspitze und an den Seitenrändern der vorderen zwei Drittel des Zungenrückens (Oberseite). Sie geben der Zunge die raue Textur und sind im Normalfall nicht sichtbar, da sie die gleiche Farbe wie der Rest der Zunge besitzen. Pilzförmige Papillen haben etwa drei bis fünf Geschmacksknospen.

4. Fadenförmige Papillen verleihen dem Zungenrücken das samtartige Aussehen und sprechen hauptsächlich auf mechanische Reize an. Diese mechanischen Papillen haben eine direkte Verbindung zur inneren Zungenmuskulatur.

 

Die ersten drei Papillenarten sind Geschmackspapillen, die in der Lage sind, die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter an unterschiedlichen Stellen der Zunge zu identifizieren. Sie reagieren auch sensitiv auf Temperaturen. Beim Menschen befinden sich in jeder Geschmacksknospe rund 40–60 Sinneszellen des Geschmackssinnes. Die Funktion der fadenförmigen Zungenpapillen ist dagegen eher das Tastempfinden.

Warum vergrößern sich die Zungenpapillen?

Meistens erscheinen die Vergrößerungen der Papillen und die damit einhergehende Entzündung, ohne dass eine spezielle Ursache erkennbar ist. Durch die Entzündung besteht der andauernde Drang, die Vergrößerung an den Zähnen abzustreifen, was das Problem in der Regel verschlimmert. Meistens sind die Gründe für die Entzündung nicht schwerwiegend. Der Zustand tritt auf, wenn die Papillen vorübergehend entzündet sind oder gereizt werden. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn Sie sich beim Kauen versehentlich auf die Zunge beißen, wenn ein Virus Ihren Körper befällt oder wenn sich die Papillenzellen normal ablösen. Sollte das Problem über einen längeren Zeitraum bestehen, sich ausbreiten, wachsen und Sie beim Essen behindern, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Andere Erkrankungen, die zu einer papillären Entzündung beitragen können, sind bakterielle oder Pilzinfektionen, Mundgeschwüre, allergische Reaktionen, Syphilis, oraler Herpes simplex, Krebs oder Autoimmunerkrankungen.

Welche Arten von Veränderungen gibt es auf der Zungenoberfläche?

1. Lügenhöcker(bläschen) - fast jeder von uns hat schon einmal das Gefühl der leicht gereizten Zunge kennengelernt. Kleine weiße oder rote Bläschen lassen die Zunge anschwellen und verursachen ein unangenehmes Gefühl. Normalerweise verschwinden diese Bläschen so schnell wieder, wie sie gekommen sind und bedeuten nichts Ernstes. Ausgelöst wird die Reizung vermutlich durch Stress, schlechte Ernährung, Rauchen, allergische Reaktionen, bestimmte Lebensmittel oder Hormone.

Dieser Zustand wird medizinisch "transiente linguale Papillitis" benannt, bedarf keiner Behandlung, kann aber jederzeit wieder auftreten. Die transiente linguale Papillitis wurde auch bei zahlreichen Patienten mit einer COVID-19 Infektion diagnostiziert.

2. Eruptive linguale Papillitis ist verwandt mit den Lügenbläschen, tritt am häufigsten bei Kindern auf und ist wahrscheinlich ansteckend. Ursache kann eine Virusinfektion sein. Fieber und geschwollene Drüsen können Begleiterscheinungen sein. Die Symptome sollten nach zwei Wochen verschwunden sein. Salzwasserspülungen und kühlende, weiche Lebensmittel tragen zur Linderung bei.

3. Aphten können überall im Mund auftreten – auch auf der Zunge. Die Ursache für diese schmerzhaften, roten Stellen ist unbekannt. Aphten sind nicht ansteckend und verschwinden oftmals nach zehn Tagen ohne Behandlung. Rezeptfreie Schmerzmittel können Linderung verschaffen. Bei anhaltendem Fieber oder starken Schmerzen beim Essen und Trinken suchen Sie bitte Ihren Arzt auf.

4. Die PilzerkrankungMundsoor kann vergrößerte Zungenpapillen auslösen. Sie wird durch eine Ansammlung des Pilzes Candida albicans verursacht. Mundsoor zeigt sich mit weißen Flecken auf der Zunge oder den inneren Wangen und kann Schluckbeschwerden und andere Beschwerden verursachen. Mundsoor wird normalerweise mit oralen Antimykotika behandelt, die von einem Arzt verschrieben werden.

5. Syphilis ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch sexuelle Kontakte übertragen wird. Auf kleine schmerzlose Wunden folgt Ausschlag. Weitere kleine Wunden folgen und können auch im Mund und auf der Zunge auftreten. Bei Früherkennung ist Syphilis gut mit Antibiotika zu behandeln, im fortgeschrittenen Zustand kommt es zu ernsthaften Komplikationen und kann sogar zum Tod führen.

6. Scharlach ist bekannt durch seine "Himbeerzunge": Die Zunge ist rau, körnig und gerötet und kann zusätzlich noch anschwellen. Scharlach ist eine bakterielle Infektion, die auch Hautausschlag und Fieber mit sich bringen kann. Die Krankheit verläuft normalerweise mild, ist aber hoch ansteckend und wird mit einem Antibiotikum behandelt. Seltene Komplikationen sind Lungenentzündung, rheumatisches Fieber und Nierenerkrankungen. Scharlach sollte ernst genommen werden. Es gibt verschiedene Scharlach-Stämme, sodass sich ein Betroffener mehrmals anstecken kann.

7. Glossitis (migratorische Glossitis, auch Landkartenzunge genannt) ist, wenn die Entzündung der Zunge eher glatt als rau erscheint. Bei dieser Erkrankung schuppen die Papillae filiformis vermehrt ab und hinterlassen unterschiedlich gefärbte Areale, die einer Landkarte ähneln. Die Glossitis kann durch eine allergische Reaktion, Rauchen und andere Reizstoffe oder eine Infektion entstehen.  Suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn die Erkrankung andauert oder häufig wiederkehrt.

8. Veränderungen auf der Zunge können auch auf Mundkrebs hinweisen. Krebsartige Veränderungen treten dabei meist an den Seitenrändern der Zunge auf. Die häufigste Krebsart ist dabei das Plattenepithelkarzinom.

9. Leukoplakie, die durch weiße Flecken gekennzeichnet ist, kann auf dem Zahnfleisch, den Wangen oder der Zunge auftreten. Die Veränderung wird oft mit dem Konsum von Tabakprodukten in Verbindung gebracht. Diese Läsionen sind typischerweise nicht krebsartig, stellen jedoch einen Risikofaktor für Mundkrebs dar. Leukoplakie ist normalerweise schmerzlos und heilt von selbst aus. Wenden Sie sich an Ihren Zahnarzt, wenn diese Läsionen nicht heilen oder einen roten Rand entwickeln.

Ist bei vergrößerten Papillen eine Behandlung notwendig?

Die Notwendigkeit einer Behandlung hängt sehr stark von der Dauer der Beschwerden und von den Schmerzen ab. Bei oralen Läsionen, die länger als sieben bis zehn Tage bestehen, sollten Sie diese von einem Zahnarzt kontrollieren lassen. Die Beurteilung von Größe, Farbe und Position der Läsion hilft Ihrem Zahnarzt bei seiner Einschätzung. Wenn Läsionen bluten, zunehmend schmerzhaft werden, an Größe zunehmen oder sich ausbreiten, sollten Sie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Eine gründliche und regelmäßige Mundhygieneroutine zu Hause ist der beste Weg zu langanhaltender Mundgesundheit. Putzen Sie zweimal täglich Ihre Zähne und vergessen Sie dabei nicht, Ihre Zunge zu putzen. Verwenden Sie dazu am besten eine Zahnbürste mit Wangen- und Zungenreiniger. Es hat sich auch bei der Behandlung von entzündeten oder vergrößerten Papillen als effektiv herausgestellt, den Läsionen Zeit zum Heilen zu geben, sie mit warmem Salzwasser zu spülen und viel Wasser zu trinken.

Wie können Sie vergrößerten Zungenpapillen vorbeugen?

Verletzungen der Zunge lassen sich verhindern, indem beim Sport ein Mundschutz getragen wird. Essen Sie langsam und achten Sie dabei auf Ihre Zunge. Wenn Sie risikoreiche Verhaltensweisen wie z.B. das Rauchen von Zigaretten vermeiden und Stress reduzieren, verringern Sie auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Zungenpapillen entzünden. Eine gute, ausgewogene Ernährung und eine gute häusliche Mundhygiene gelten als gute Prophylaxe und senken das Krankheitsrisiko zusätzlich.

Fazit:

Zungenbrennen kann eine äußerst unangenehme Sache sein. Wenn der Zustand länger anhält und die Schmerzen unerträglich werden, sollte Sie umgehend Ihren Zahnarzt aufsuchen. In der Regel dauern die Beschwerden nicht länger als sieben Tage an. Der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol, eine gute Ernährung und eine gute Mundhygiene können Krankheiten vorbeugen.