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Zahn-Redewendungen: Bedeutung und Herkunft

Entdecken Sie die Bedeutung und Herkunft bekannter Redewendungen mit 'Zahn' und erfahren Sie, wie sie in unserer Alltagssprache verwendet werden. Redewendungen sind, wie Sprichwörter, ein sehr wichtiger Teil unserer alltäglichen Sprache. Ihre Verwendung ist uns gewissermaßen in Fleisch und Blut übergegangen. Wir benutzen sie immer dann, wenn wir allgemein verständliche Aussagen tätigen wollen. Und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass wir uns dessen in vielen Fällen gar nicht bewusst sind. Das gilt selbstredend ebenfalls für Redewendungen zum Thema „Zahn“. Für den Zahn-Bereich gibt es einige interessante Redewendungen und Redensarten. Ihre Herkunft und ursprüngliche Bedeutung sind allerdings oft unklar. Hier stellen wir Ihnen einige der bekanntesten bissigen Zahn-Redensarten vor und versuchen zu klären, wie sie entstanden sind und wie wir sie heute verwenden.

 

1. Was bedeutet "Haare auf den Zähnen haben?"

Stellen Sie sich bitte einmal bildlich vor, uns würden tatsächlich Haare auf den Zähnen wachsen. Dann müssten wir vor der Zahnkontrolle durch unseren Zahnarzt erst einmal zum Friseur zur Zahnrasur. Möglicherweise würden Zahnärzte diese Dienstleistung aber auch selbst anbieten. Aber glücklicherweise ist das nur eine Zahn-Redensart. Starke Körperbehaarung stand jedenfalls seit jeher und nicht nur in unserem Kulturkreis als deutlich erkennbares Zeichen für Stärke, Kraft und Macht. Von jemandem, der Haare auf den Zähnen hat, wurde und wird allgemein angenommen, dass er sehr durchsetzungsfähig und willensstark oder gar herrschsüchtig ist.
 

2. Warum ist man "bis an die Zähne bewaffnet?"

Ein Mensch, der mit bestmöglicher Bewaffnung in einen ernstzunehmenden Kampf zieht, ist "bis an die Zähne bewaffnet" und würde selbst jeden einzelnen Zahn in dieser Auseinandersetzung benutzen, wenn das nötig sein sollte. In diesem Fall haben wir es also zweifelsfrei mit jemandem zu tun, der uns mit seinen sorgfältig ausgewählten Waffen das Fürchten lehren will und ohne Zögern bereit ist, sie gegen uns einzusetzen. Diese Redewendung hat ihren Ursprung im kriegerischen Umfeld des Mittelalters und bezeichnet nicht nur einen gut ausgerüsteten, sondern auch einen gut vorbereiteten und angriffslustigen Gegner.
 

3. Was heißt "einen Zahn zulegen?"

Diese Redensart verwenden wir, wenn wir klar zum Ausdruck bringen wollen, dass Eile geboten ist. Ihre ursprüngliche Bedeutung hat sie vermutlich ebenfalls bereits im Mittelalter erlangt. Über den offenen Herdstellen mittelalterlicher Behausungen hing der Kessel oder der Kochtopf sehr oft an einer Metalleiste, die mit Zacken (Zähnen) bestückt war. Der Kochtopf oder Kessel wurde tiefer über das Feuer gehängt, wenn man einen Zahn zulegte. Die größere Hitze des Feuers beschleunigte den Kochvorgang deutlich. Darüber hinaus bezeichnen wir die Zacken eines Sägeblattes ebenfalls als Säge-"Zähne". Hier wird nicht nur der optischen Ähnlichkeit zu einem Zahn Rechnung getragen; es zeigt ebenfalls sehr deutlich, dass wir den Zahn an sich als stabiles, widerstandsfähiges Gebilde ansehen.
 

4. Warum "gehen wir auf dem Zahnfleisch?"

Wir gehen auf dem Zahnfleisch, wenn wir über einen längeren Zeitraum bis an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit gefordert und deshalb völlig erschöpft sind. Hier steht das Gehen auf dem (roten, leicht blutenden) empfindlichen Zahnfleisch als Synonym für auf einem langen Marsch wund gelaufene Fußsohlen, die bei jedem weiteren Schritt schmerzen und das Vorankommen fast unmöglich machen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Redensart auf Soldaten zurückgeht, die sich in langen Märschen die Füße wund gelaufen haben.
 

5. Was bedeutet "Die Zähne zeigen?"

Der Urspruch dieser Redewendung geht auf eine verbreitete Verhaltensweise aus dem Tierreich zurück. Hunde, Wölfe und andere Raubtiere zeigen ihre Zähne, wenn sie ihre Wehrhaftigkeit und Bedrohlichkeit demonstrieren. Wenn wir also jemandem die Zähne zeigen, versuchen wir unmissverständlich klar zu machen, dass wir stark und angriffsbereit sind und drohen damit unserem Kontrahenten.
 

6. Was heißt "Jemandem auf den Zahn fühlen?"

Wenn wir ernsthaft herausfinden wollen, wie die tatsächlichen Absichten unseres Gegenübers aussehen, fühlen wir diesem Menschen genau auf den Zahn. Bis ins 18. Jahrhundert wurden zahnmedizinische Eingriffe vornehmlich von Hufschmieden und Handwerkern durchgeführt. Gut ausgebildete Zahnmediziner gab es in dieser Zeit noch nicht flächendeckend wie heute. Die Handwerker befühlten die Zähne und den Mundraum, um so herauszufinden, ob ein Zahn Schmerzen verursachte. Wenn das der Fall war, wurde der betroffene Zahn kurzerhand entfernt. Örtliche Betäubung? Fehlanzeige! Geschäftlich gewiefte “Zahnzieher” haben möglicherweise vor der Behandlung ein stark alkoholhaltiges Getränk verkauft, um so die Schmerzen ein wenig zu lindern, aber das war wahrscheinlich die Ausnahme.
 

7. Wieso "beißen wir die Zähne zusammen?"

Wir beißen die Zähne zusammen, wenn wir ausdrücken wollen, dass wir gezwungen sind, durchzuhalten oder etwas Unangenehmes zu ertragen, um ein festgelegtes Ziel zu erreichen. Es wird bereits seit dem 16. Jahrhundert verwendet, allerdings ursprünglich, um seinen Zorn und Ärger zu beschreiben und zu zeigen.
1773 verwendete Johann Wolfgang von Goethe diese Redewendung im Götz von Berlichingen: "Ich wollt nicht weinen. Ich wollte die Zähne zusammenbeißen und an meinem Grimm kauen" und hat diese Redewendung damit in die klassische Dichtung erhoben.
 

8. Was bedeutet "Jemandem den Zahn ziehen?"

Bei dieser Redewendung wird eine tief verwurzelte Vorstellung oder eine objektiv unrealistische Hoffnung mit einem fest und stabil gewachsenen Zahn verglichen. Verursacht dieser Zahn starke Schmerzen oder ist irreparabel beschädigt, muss der betroffene Zahn gezogen werden. Heute ist dieser Vorgang dank entsprechender Betäubung glücklicherweise schmerzfrei. In früheren Zeiten war das Ziehen eines Zahnes allerdings mit großen Schmerzen verbunden. Wenn wir also jemandem den Zahn ziehen, befreien wir ihn von einer schlechten Idee oder nehmen ihm eine Illusion. Und auch das kann ja auch durchaus schmerzhaft sein.
 

9. Was ist "der Zahn der Zeit?"

Der Ursprung dieser Redewendung liegt im Dunkel der Geschichte. In jedem Fall lässt sich aber nachweisen, dass der berühmte englische Schriftsteller William Shakespeare (1564 - 1616) in seiner Komödie "Maß für Maß" den Ausdruck "tooth of time" (Zahn der Zeit) verwendete. Der Dichter meinte damit den fortwährenden Verfall alles Irdischen durch das schlichte Vergehen der Zeit. Der Zahn steht hier als das starke, alles zermahlende Werkzeug der unaufhaltsam voranschreitenden Zeit.
 

10. Was heißt "sich die Zähne ausbeißen?"

Wenn jemand eine schier unlösbare Aufgabe zu bewältigen hat, beißt er sich im übertragenen Sinne die Zähne daran aus. Damit wollen wir deutlich machen, dass wir vor einem unlösbaren Problem stehen. Die Wurzel dieser Redewendung liegt wahrscheinlich in dem verzweifelten Versuch, beispielsweise eine harte Nuss mit den Zähnen zu knacken. Dass dabei der eine oder andere Zahn in Mitleidenschaft gezogen wurde oder gar herausbrach, ist durchaus wahrscheinlich. Zum Glück gibt es heute Nussknacker, dennoch lebt diese Herausforderung in dieser Redewendung weiter.
 

11. Was ist ein "loses Mundwerk?"

Für diese, etwas weiter gefasste, Zahn-Redewendung gibt es zwei Bedeutungen, deren Ursprung allerdings ebenfalls nicht eindeutig geklärt ist. Zum einen beschreibt es die unrühmliche Eigenschaft eines Menschen, Vertraulichkeiten und Geheimnisse nicht für sich behalten zu können und sie bedenkenlos auszuplaudern. Zum anderen bezeichnet es die Neigung einiger Zeitgenossen, sehr viel und andauernd zu reden.
 

All diese Redewendungen rund ums Thema “Zahn” sind also in wahrstem Sinne in aller Munde. Wir benutzen sie täglich und oft, ohne es zu merken. Unsere Zähne sind nicht nur für unsere gesprochene Kommunikation unerlässlich. Wir benötigen sie zwingend zur Nahrungsaufnahme; sie sind ein wichtiger Teil unseres Erscheinungsbildes und in der ästhetischen Wahrnehmung anderer Menschen. Und weil unser Gesicht in unserem Leben eine so wichtige Rolle spielt, spiegelt sich die Bedeutung unserer Zähne eben auch in unserer Sprache wider. Da beißt die Maus keinen Faden ab!