Speichel – Das ganz besondere Mundwasser

Schon der Gedanke an unser Lieblingsessen lässt uns manchmal buchstäblich "das Wasser im Mund zusammen laufen", vor allem wenn wir hungrig sind. Damit stellt sich unser Verdauungsapparat auf die zu erwartenden Leckereien ein und der Speichel macht sich schon einmal bereit, um eine seiner wichtigsten Aufgaben zu übernehmen. Er ist nämlich unerlässlich für die Zerkleinerung und das Schlucken unserer Nahrung. Doch Speichel kann noch wesentlich mehr und ist für Ihre Mundgesundheit von größerer Bedeutung als Sie möglicherweise vermuten. Lesen Sie hier mehr über unser körpereigenes Mundwasser. Da bleibt Ihnen glatt die Spucke weg!

Was ist Speichel?

Speichel ist eine klare, wässrige und geruchlose Flüssigkeit. Im Fachjargon heißt er als Saliva und wird als komplexes Sekret beschrieben. Er besteht hauptsächlich aus Wasser, Elektrolyten, Schleim, Enzymen und verschiedenen Proteinen. Wussten Sie, dass jeder Menschen etwa einen Liter Speichel am Tag produziert? Das funktioniert natürlich nur, bei ausreichender Flüssigkeitsversorgung.

Die Produktion läuft ununterbrochen den ganzen Tag und steigt natürlich sprunghaft an, wenn wir etwas zu uns nehmen. Die Speichelproduktion variiert von Mensch zu Mensch und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie den Ernährungsgewohnheiten und den Lebensumständen. Zu geringer Speichelfluss ist die Ursache für Mundtrockenheit. Steht dem Mundraum nicht ausreichend Speichel zur Verfügung, steigt das Risiko infektiöser Erkrankungen.

Die Speichelproduktion wird durch unser vegetatives Nervensystem reguliert, das für die unwillkürlichen Körperfunktionen zuständig ist. Wenn wir an Essen denken, es riechen oder sehen, sendet unser Gehirn entsprechende Signale an die Speicheldrüsen, um die Speichelproduktion zu anzukurbeln. Dieser Prozess wird als Speichelreflex bezeichnet: Uns läuft das Wasser im Mund zusammen.

Wie wird Speichel gebildet?

Die Speichelproduktion findet in unseren Speicheldrüsen statt. Diese Drüsen sind in drei Varianten paarweise in unserem Mund verteilt: Die Ohrspeicheldrüsen (Glandula parotis), die Unterzungendrüsen (Glandula sublingualis)und die Unterkieferspeicheldrüsen (Glandula submandibularis).

Welche Arten von Speichel gibt es?

Es gibt drei Haupttypen von Speichel, die von verschiedenen Speicheldrüsen im Mund produziert werden:

  1. Seröser Speichel: Dieser Speichel wird hauptsächlich von den Parotis-Drüsen (Ohrspeicheldrüsen) produziert und ist dünnflüssig, wässrig und reich an Amylase, einem Enzym, das zum Abbau von Zucker benötigt wird. Seröser Speichel hilft dabei, den Mund zu befeuchten und die Geschmacksknospen zu reinigen.
     
  2. Muköser Speichel: Er wird von den sublingualen Drüsen (unter der Zunge) und den submandibulären Drüsen (unter dem Unterkiefer) produziert. Muköser Speichel ist dickflüssig und enthält Muzine sowie Proteine, die den Speichel viskos machen und eine schützende Schicht auf den Schleimhäuten im Mund bilden. Diese Art von Speichel wird gebraucht um Nahrungsmittel zu befeuchten damit sie leichter zerkleinert und geschluckt werden kann.
     
  3. Gemischter Speichel: Dieser Speichel enthält sowohl seröse als auch muköse Komponenten. Er hilft bei der Verdauung, Befeuchtung der Mundschleimhaut, Schutz vor Infektionen und bei der Geschmackswahrnehmung.


Zusätzlich zu diesen Haupttypen gibt es auch geringe Speichelmengen, die von den sogenannten "kleinen Speicheldrüsen" produziert werden. Diese Drüsen sind in die Mundschleimhaut eingebettet und befeuchten den Mundraum fortwährend.

Wie ist Speichel zusammengesetzt?

Die Hauptbestandteile des Speichels sind:

  • Elektrolyte: Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid, Phosphat und Bicarbonat spielen eine wichtige Rolle bei der Neutralisation von Säuren und bei der Regulation des pH-Werts im Mund.
     
  • Schleim: Dieses dickflüssige Sekret wird von Schleimdrüsen produziert. Es besteht hauptsächlich aus Mucinen, die für die Viskosität und Elastizität des Speichels verantwortlich sind. Der Schleim hilft dabei, die Mundschleimhaut zu befeuchten und zu schützen.
     
  • Enzyme: Amylase hilft bei der Verdauung von Stärke, indem es sie in Maltose und Malto-Dextrine aufspaltet und sie damit für den Stoffwechsel leichter verwertbar macht. Außerdem ist Lysozym, mit starken antibakteriellen Eigenschaften enthalten. Lipase wird für die Fettverdauung benötigt.
     
  • Proteine und Peptide: Sie erfüllen verschiedene Funktionen, wie z.B. Immunabwehr, Pufferung von Säuren, Wundheilung und Geschmackswahrnehmung. Dazu gehören Immunglobuline, Histatin, Statherin und Proline-rich Proteins (PRPs).
     
  • Hormone und Wachstumsfaktoren: Speichel enthält Hormone wie Cortisol und Melatonin sowie Wachstumsförderer wie Epidermal Growth Factor (EGF), die an der Regeneration von Mundschleimhautzellen beteiligt sind.
     
  • Antimikrobielle Substanzen: Lactoferrin, Lactoperoxidase und Lysozym kommen bei der Abwehr von Bakterien, Viren und Pilzen zum Einsatz.

Welche Funktion hat Speichel?

Neben der ständigen Feuchthaltung des Mundraumes übernimmt unser Speichel noch zahlreiche weitere Aufgaben. Er enthält Calcium und Phosphat, die für die Remineralisierung der Zähne notwendig sind. Dabei werden Mineralien, die durch nicht neutralisierte Säuren aus dem Zahnschmelz gelöst wurden, wieder eingebaut und der Zahnschmelz gestärkt. Die enthaltenen Enzyme setzen die Verdauung von Stärke und Kohlenhydraten und Fett bereits im Mund in Gang. Sie spalten komplexe Kohlenhydrate und Fette in Bestandteile auf, die dann leichter vom Körper aufgenommen und umgesetzt werden können.

Speichel ist für Schutz und Reinigung der Mundhöhle zuständig und entfernt Nahrungsreste, abgestorbene Zellen und Bakterien. Er enthält antimikrobielle Substanzen, die das Wachstum dieser schädlichen Bakterien im Mund hemmen. Speichel hilft, den pH-Wert im Mund zu regulieren und ist unerlässlich bei Neutralisation von Säuren, die durch den Abbau von Nahrungsmitteln und Bakterien entstehen. Das schützt die Zähne vor Säureschäden und Karies.

Ohne Speichel hätten wir keine Geschmackswahrnehmung. Er löst die Geschmacksmoleküle in Nahrungsmitteln, die dann von den Geschmacksknospen auf der Zunge wahrgenommen werden können und reinigt die Geschmacksknospen, damit wir unterschiedliche Geschmäcker wahrnehmen können. Er bildet eine Schutzschicht auf Zähnen und Mundschleimhaut und baut damit eine wirksame Barriere gegen schädliche Einflüsse und Eindringlinge auf.

Was kann der Zahnarzt einer Speichelanalyse ablesen?

Eine genauere Betrachtung kann sinnvoll sein, wenn die Beschwerden oder Erkrankungen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Ihr Zahnarzt kann dabei zahlreiche Informationen über Ihre Mundgesundheit gewinnen. Dazu gehören:

  1. pH-Wert: Er gibt Aufschluss über das Säure-Basen-Gleichgewicht im Mundraum. Ein niedriger pH-Wert (unter 7) zeigt eine saure Umgebung an, die das Risiko für Karies und Zahnfleischerkrankungen erhöht.
     
  2. Pufferkapazität: Sie zeigt, wie gut der Speichel Säuren neutralisieren kann. Eine höhere Pufferkapazität hilft, den pH-Wert im Mund stabil zu halten und kann so vor Karies schützen.
     
  3. Speichelflussrate: Eine verminderte Speichelflussrate kann auf Mundtrockenheit (Xerostomie) hindeuten. Dies kann das Risiko für Karies, Zahnfleischerkrankungen und Mundinfektionen erhöhen.
     
  4. Bakterien: Die Analyse des Speichels kann auch das Vorhandensein bestimmter Bakterienarten aufzeigen, die mit Karies und Zahnfleischerkrankungen in Verbindung gebracht werden, wie z.B. Streptococcus mutans und Porphyromonas gingivalis.
     
  5. Antikörper: Die Antikörper im Speichel wirken als Teil des Immunsystems unseres Körpers bereits im Mund gegen Infektionen. Eine Analyse dieser Antikörper kann zeigen, wie es um Ihr Immunsystem bestellt ist.
     
  6. Proteine und Enzyme: Sie sind wichtig für die Mundgesundheit. Eine Analyse kann dem Zahnarzt helfen, das Risiko für Karies, Zahnfleischerkrankungen und andere orale Gesundheitsprobleme zu beurteilen.
     
  7. Hormone: Sie können eine Rolle bei der Entzündung des Zahnfleisches spielen. Eine nähere Betrachtung der Hormone im Speichel kann dem Zahnarzt helfen, mögliche Ursachen für Zahnfleischprobleme zu identifizieren.


Die Speichelanalyse liefert also eine Menge wichtiger Informationen, die Ihrem Zahnarzt dabei helfen, krankheitsfördernde Abweichungen frühzeitig zu erkennen, die Ursachen für mögliche Probleme zu entdecken und die entsprechende Behandlung in die Wege zu leiten.

Fazit

Der menschliche Speichel ist ein wahres Multitalent und trägt wesentlich zu einem gesunden Mundraum bei. Er spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Zähne gegen aggressive Säuren und schädliche Bakterien. Seine Inhaltsstoffe tragen zur rascheren Heilung bei Verletzungen in der Mundhöhle bei und setzen die Verdauung unser Nahrung bereits beim Verzehren von Nahrung in Gang. Die Analyse des körpereigenen Mundwassers liefert zahlreiche Informationen und hilft, die möglichen Ursachen für Erkrankungen im Mundraum zu finden. Sorgfältige Mundhygiene, eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr halten nich nur Ihre Zähne gesund; sie sorgen auch dafür, dass Ihr Speichel seine Aufgaben wirksam erledigen kann. Sprechen Sie Ihren Zahnarzt beim nächsten Besuch doch einmal auf eine Speichelanalyse an.

Hinweis: Dieser zahnmedizinischer Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.