Die faszinierende Geschichte des Zähneputzens

Zahnbürste und Zahnpasta sind für uns selbstverständlich. Zahnpflege begleitet uns das ganze Leben – mindestens zweimal täglich. Haben Sie sich während des Zähneputzens aber schon einmal gefragt, wie die Geschichte des Zähneputzens aussieht? Zugegeben: Gerade bei der morgendlichen Zahnreinigungsroutine komem einem derartige Fragen eher selten in den Sinn – Interessant ist die Geschichte des Zähneputzens aber allemal. Wir nehmen Sie mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte des Zähneputzens. Auf geht's!

Zahnhygiene und Mundgesundheit haben eine lange und interessante Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht.

Frühe Zahnpflegepraktiken

Menschen hatten schon immer das Bedürfnis, ihre Zähne zu pflegen – auch in der Frühzeit. Vor allem, weil Zahnerkrankungen noch nicht behandelt werden konnten und die Erkrankung unweigerlich mit dem Verlust des Zahns endete. Rinden, Zweige und Strohhalme wurden zum Reinigen der Zähne genutzt. Zusätzlich kaute man auf diesen Materialien herum, um Ablagerungen zu entfernen. Süßholzzweige und Miswak werden heute noch zur Zahnreinigung verwendet. Natürliche Substanzen wie Kreide, Salz oder gemahlene Muscheln kamen ebenfalls zum Einsatz.

Zahnpflege im alten Ägypten

Im Land der Pharaonen gab es bereits spezielle Zahnpflegepraktiken. Die alten Ägypter verwendeten schon um 3000 v. Chr. Zahnpulver und Mundwässer, um ihre Zähne sauber zu halten. Eine häufige Zutat in diesem Zahnpulver war Natron. Es hat eine leicht abrasive Wirkung und kann helfen, Zahnbelag zu entfernen. Zusätzlich zum Natron mischten die Ägypter oft noch weitere Zutaten in ihr Zahnpulver, wie beispielsweise zermahlene Myrrhe, Pfefferminze, Salz und getrocknete Blumenblätter. Diese Zusätze sollte nicht nur die Zähne reinigen, sondern auch einen angenehmen Geschmack und einen frischen Atem hinterlassen. Interessant dabei ist, dass Zahnpulver für die Ägypter auch eine symbolische Bedeutung hatte und bei religiösen Zeremonien und Mumifizierungsritualen verwendet wurde. Archäologische Funde zeigen, dass die Erbauer der Pyramiden auch Vorläufer der Zahnbürste kannten. Sie kauten auf Enden von weichen Zweigen oder verwendeten Federstäbchen aus Tierknochen, um ihre Zähne zu reinigen.

Zahnpflege im antiken Griechenland und Rom

Für die Griechen und Römer hatte die Pflege der Zähne ebenfalls große Bedeutung. Zahnpasten und Mundspülungen wurden verwendet, um Mundgeruch zu bekämpfen und die Zähne sauber zu halten. Eine beliebte Zahnpasta, der Römer enthielt eine Mischung aus gemahlener Kreide, gemahlenen Muscheln, Salz und pulverisiertem Pfefferminz. Diese Mischung wurde zu einer Paste oder einem Pulver verarbeitet und zur Reinigung der Zähne verwendet. Der Schriftsteller Plinius der Ältere (24 n. Chr - 79 n. Chr.) beschrieb eine Mischung aus Horn oder Muschelschalen und Knochen, die zu Pulver zerrieben und dann zu Asche verbrannt wurde. Zur Geschmacksverbesserung wurde Natron und Myrrhe zugesetzt .Nach der Zeitenwende war Zahnpulver oder -pasta fester Bestandteil im Marschgepäck römischer Soldaten.

Die experimentierfreudigen Welteroberer verwendeten aber auch ungewöhnliche Substanzen zur Zahnpflege wie zum Beispiel Fruchtessig oder gar Urin. Sie wurden aufgrund ihrer vermeintlichen Reinigungseigenschaften verwendet. Das ist für uns heute unvorstellbar. Dennoch zeigt die Verwendung verschiedener Zahnpasten im antiken Rom, dass die Menschen damals bereits bestrebt waren, ihre Mundhygiene aufrechtzuerhalten.

Chinesische Zahnbürsten

Der Ursprung unserer modernen Zahnbürsten liegt jedoch im antiken China. Wann hier die ersten Zahnbürsten entwickelt wurden, ist nicht eindeutig dokumentiert. Es wird jedoch angenommen, dass die Herstellung von Zahnbürsten in China bereits vor mehr als 1.000 Jahren begann. Sie bestanden aus Tierhaaren, die auf Bambusstäben befestigt wurden. Im Laufe der Zeit wurden sie weiterentwickelt und verbessert, sowohl in Bezug auf die Qualität der Borsten als auch auf den Griff. Die Chinesen experimentierten mit Materialien wie Knochen, Jade und Elfenbein für die Griffe und verwendeten hochwertige Borsten aus Tierhaaren. Das antike China hat also einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung des Zähneputzens weltweit geleistet.

Zahnpflege im mittelalterlichen Europa

Verlassen wir die Antike und den fernen Osten und wenden uns dem europäischen Mittelalter zu. Im mittelalterlichen Europa entwickelte sich die Zahnpflege weiter. Zahnpulver und -pasten wurden populärer und verbreiteten sich. Erste schriftliche Quellen, die Vorformen der Zahnbürsten erwähnen, stammen zwar aus dem 15. Jahrhundert, allerdings ist davon auszugehen, dass sie bereits vorher, vor allem in Adelskreisen eine gewisse Bedeutung hatten. Der Großteil der Bevölkerung reingite sich die Zähne durch Kauen auf weichen Zweigen und unter Zuhilfenahme von Zahnpulvern und -pasten Auch die mittelalterlichen Europäer setzten auf gemahlene Kreide, Salz und gemahlene Muscheln. Sie reicherten ihre Zahnpasten ebenfalls mit einer Vielzahl von Kräutern an. Das Wissen über Mundgesundheit war allerdings begrenzt, und die Menschen verließen sich auf einfache Werkzeuge und natürliche Zutaten, um ihre Zähne zu pflegen. Trotzdem waren diese Ansätze ein weiterer Schritt in Richtung systematischer Zahnpflege und zeugen von einem gewissen Bewusstsein für die Mundgesundheit in dieser Zeit.

Zahnpflege im 18. und 19. Jahrhundert bis heute

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Zahnpflege erheblich wichtiger. Im Zuge der industriellen Revolution stieg die Bevölkerungszahl stark an und Zahnpulver und Pasten wurden weiter verbessert und waren nun in Drogerien käuflich zu erwerben.

Im 18. Jahrhundert gab es wichtige Fortschritte in der Zahnbürstenherstellung. Im Jahr 1780 erfand William Addis aus England die erste moderne Zahnbürste mit einem Griff aus Knochen und Borsten aus Wildschweinhaar. Dies markierte einen Meilenstein in der Zahnpflege, da es nun möglich war, die Zähne gründlicher und effektiver zu reinigen. Im 19. Jahrhundert wurden die Materialien für Zahnbürsten weiterentwickelt. So wurden die Borsten zunächst durch Naturmaterialien wie Tierhaare ersetzt, später jedoch durch Nylonborsten, die von DuPont entwickelt wurden. Diese Nylonborsten erwiesen sich als langlebiger und hygienischer.

Seitdem haben sich Zahnbürsten weiterentwickelt und wurden mit verschiedenen technologischen Verbesserungen ausgestattet, wie elektrische Zahnbürsten und spezielle Borstenanordnungen für eine effektivere Reinigung.
 

In Bezug auf Zahnpasten und -pulver hielt man sich an die altbewährten Inhaltsstoffe:

  • Gemahlene Kreide: Eine häufig verwendete Zutat in Zahnpulvern und Zahnpasten. Sie hatte eine abrasive Wirkung und half, Plaque und Verfärbungen von den Zähnen zu entfernen.
  • Salz: Es hat desinfizierende Eigenschaften und hilft, Bakterien im Mundraum zu bekämpfen und diente ebefalls als Schleifkörper.
  • Pfefferminze oder andere ätherische Öle: Um einen angenehmen Geschmack und frischen Atem zu erzeugen, wurden häufig ätherische Öle wie Pfefferminze, Nelken oder Zimt hinzugefügt.
  • Kräuterextrakte: Verschiedene Kräuterextrakte wurden in Zahnpulvern und Zahnpasten verwendet, um ihre desinfizierenden und erfrischenden Eigenschaften zu nutzen. Dazu gehörten beispielsweise Salbei, Myrrhe oder Kamille, Kalmuswurzel und Nelken. Karmin wurde ebenfalls oft beigemischt, um das Zahnfleisch in gesunder Farbe erscheinen zu lassen.
  • Natürliche Süßstoffe: Um den Geschmack der Zahnpasta angenehmer zu machen, wurden manchmal natürliche Süßstoffe wie Honig oder Stevia hinzugefügt.


Die Zusammensetzung von Zahnpulvern und Zahnpasten im 18. und 19. Jahrhundert war nicht standardisiert. Die genauen Rezepturen und Inhaltsstoffe konnten je nach Region und Hersteller stark variieren. Dennoch zeigt es, dass die Menschen zu dieser Zeit bestrebt waren, ihre Zähne zu reinigen und ihre Mundgesundheit zu verbessern. Im Zuge der industriellen Entwicklung begannen Unternehmen sich gänzlich auf die Herstellung von Zahnpasten und -pulvern zu spezialisieren.

Die Entwicklung der Zahnpasta im 20. Jahrhundert war von bedeutenden Fortschritten geprägt, die zu effektiveren und angenehmeren Produkten führten. Hier sind einige wichtige Meilensteine:

  1. Einführung von Fluorid: In den 1900er Jahren erkannte man, dass Fluorid eine entscheidende Rolle bei der Kariesbekämpfung spielt. Es dauerte allerdings bis in die 1950er Jahre bis Fluorid ein fester Bestandteil von Zahnpasten wurde.
  2. Verbesserte Textur und Geschmack: Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde viel mehr Wert auf die Textur und den Geschmack von Zahnpasten gelegt. Hersteller arbeiteten daran, die Konsistenz der Zahnpasta angenehmer zu machen und den Geschmack zu verbessern. Dies führte zu einer breiteren Akzeptanz und regelmäßigen Verwendung von Zahnpasta und verdrängte das Zahnpulver fast gänzlich vom Markt.
  3. Spezialisierte Zahnpasten: Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden spezialisierte Zahnpasten entwickelt, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Es gibt Zahnpasten, die speziell für die Aufhellung der Zähne, die Bekämpfung von Zahnfleischerkrankungen oder die Reduzierung von Empfindlichkeiten entwickelt wurden.
  4. Technologische Fortschritte: Im 20. Jahrhundert wurden zahlreiche technologische Fortschritte in der Zahnpflege gemacht. Elektrische Zahnbürsten wurden populär und boten eine effektivere Reinigung der Zähne. Darüber hinaus wurden innovative Produkte wie Mundspülungen, Zahnseide und Zungenreiniger oder Interdentalbürstchen entwickelt, um die Mundhygiene zu verbessern.

Die Entwicklung der Zahnpasta im 20. Jahrhundert hat zu einer breiten Palette von Produkten geführt, die eine effektive Reinigung der Zähne ermöglichen und angenehm im Gebrauch sind. Fortschritte in der Herstellung haben dazu beigetragen, die Mundgesundheit der Menschen weltweit zu verbessern.

Und heute?

In unserem Jahrhundert geht die Entwicklung natürlich weiter. Heute arbeiten elektrische Zahnbürsten mit Schall oder gar Ultraschall um eine noch effektivere Reinigung zu ermöglichen. Sie sind mit Drucksensoren ausgestattet, die uns anzeigen, wenn wir mit zu viel Druck putzen und signalisieren uns, wenn der Putzvorgang abgeschlossen ist. Elektrische Zahnbürsten mit Bluetooth-Technologie können mit einer Smartphone-App verbunden werden, die Aufzeichnungen über die Reinigungsgewohnheiten des Benutzers führt. Die App kann dem Benutzer dann Feedback zur Verbesserung seiner Technik geben und bietet sogar personalisierte Empfehlungen für Zahnpflegeprodukte. 

Fazit

Auf der langen und faszinierenden Reise durch die Geschichte des Zähneputzens haben wir gesehen, wie sich die Zahnpflege im Laufe der Zeit entwickelt hat. Menschen haben sich im Grunde schon immer mit viel Kreativität und Erfindungsreichtum um Ihre Zahnpflege gekümmert. Vom Kauen auf weichen Ästen bis zur interaktiven Bluetooth-Zahnbüste, von den frühen Zahnpflegepraktiken der Antike über die Entwicklung der Zahnbürste bis hin zu modernen Innovationen in der Mundpflege, die heute für uns völlig normal und selbstverständlich sind. Die Pflege unserer Zähne ist fester Bestand aller Kulturen geworden. Das macht das Zähneputzen doch buchstäblich zu einem historischen Ereignis.