Schwangerschaft und gesunde Zähne: Wie oft zum Zahnarzt?

Zahngesundheit vor und nach der Schwangerschaft - erfahren Sie im Ratgeber, warum gesunde Zähne und Zahnpflege für Mutter sowie Kind wichtig sind. Während einer Schwangerschaft verändert sich vieles im Körper der Frau. Der Blutdruck steigt, das Immunsystem fährt seine Abwehrhaltung herunter, Bauch und Brüste wachsen. Weniger bekannt sind die Auswirkungen auf die Zahngesundheit in dieser Zeit. Warum sollten werdende Mütter ihrer Mundhygiene besondere Aufmerksamkeit widmen und auf keinen Fall den Zahnarztbesuch versäumen? Und warum ist die professionelle Zahnreinigung bei schwangeren Frauen so wichtig?

 

Wie wirkt sich eine Schwangerschaft auf den Körper aus?

Hormonelle Veränderungen

DentNet, Zahnschmerzen, Ratgeber, Schwangerschaft, Zahnpflege

Der Organismus der Frau passt sich den kommenden Aufgaben an. Schon die Befruchtung der Eizelle löst komplexe hormonelle Prozesse aus. Östrogen und Progesteron werden vermehrt produziert, ebenso wie Nebennieren- und Schilddrüsenhormone. Der angepasste Hormonhaushalt sichert die Schwangerschaft und das Wachstum des Kindes, sorgt für elastisches Bindegewebe und einen gesteigerten Blutfluss im Körper. Andere Hormone steuern im späteren Verlauf der Schwangerschaft die Milchproduktion und haben sogar Einfluss auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Herz-Kreislauf-System

Bei Schwangeren erhöht sich die Blutzirkulation, vor allem im Bereich der Gebärmutter, damit der Embryo ausreichend mit Sauerstoff und Energie versorgt ist. Der Puls steigt, das Herz der künftigen Mutter pumpt mehr Blut durch die Gefäße und wird ein wenig größer. Bis zum Ende einer Schwangerschaft hat das Blutvolumen um rund 40 Prozent, die Menge der Flüssigkeit im Körper um etwa acht Liter zugenommen.

 

Welche Zahnprobleme kann eine Schwangerschaft verursachen?

Zahnfleischentzündung

Im Mund verändert sich der pH-Wert des Speichels und wird saurer. Die Fähigkeit des Speichels, die Zähne zu remineralisieren, lässt in den Schwangerschaftsmonaten nach. Mit dem veränderten Blutvolumen wird auch das Zahnfleisch stärker durchblutet. Es ist insgesamt weicher, kann auch leicht anschwellen und liegt nicht mehr so fest am Zahn an. Das macht es schädlichen Bakterien leicht, sich dort anzusiedeln und Entzündungen hervorzurufen. Tritt empfindliches Zahnfleisch und Zahnfleischbluten bei Schwangeren auf, spricht man von einer Schwangerschafts-Gingivitis (Gingivitis = Zahnfleischentzündung). Selten kommt es zu extremen Wucherungen des Zahnfleischs, die aber meist schmerzfrei sind. Stören sie oder verursachen Schmerzen, können sie vom Zahnarzt chirurgisch entfernt werden.

Parodontitis

Eine unbehandelte Zahnfleischentzündung kann bei Schwangeren schneller zu einer Parodontitis führen, einer Entzündung des Zahnhalteapparats. Dabei wandern die Bakterien am Zahn tief hinab ins Gewebe und zerstören dort nach und nach das Bindegewebe und lockern den Halt der Zähne bis hin zum Zahnverlust. Wenn das Zahnfleisch keinen schützenden Saum mehr am Zahnhals bildet, ist für aggressive Keime der Zugang zum Blutsystem frei. Schwangere mit einer Parodontitis haben ein um das Siebenfache erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Es gibt außerdem Anzeichen dafür, dass eine Zahnbettentzündung bei schwangeren Patientinnen für ein geringeres Geburtsgewicht des Kindes verantwortlich ist. Wenn schon vorher eine Parodontitis bestand, wird sie durch die Schwangerschaft noch verschlimmert. 

Schäden durch Magensäure

In den ersten Monaten einer Schwangerschaft leiden viele Frauen unter Übelkeit und Erbrechen. Das ist ein großes Problem für die Zähne, denn die Magensäure greift den Zahnschmelz an und weicht ihn auf. Zähneputzen kurz nach dem Erbrechen kann der Schutzhülle aus Zahnschmelz Schaden zufügen und zu schmerzempfindlichen Zähnen führen. Deshalb sollten Frauen, die sich häufig erbrechen müssen, erst den Mund mit klarem Wasser ausspülen und etwa eine halbe Stunde bis zum Zähneputzen warten. So wird die Säure weitgehend neutralisiert und Schäden am Zahnschmelz verhindert. 

Ernährung

Zuckerhaltige Lebensmittel oder Getränke sind Nahrung für die Bakterien, die Karies erzeugen. Bei der Verdauung von Zucker und Kohlehydraten erzeugen die Bakterien Säure, die die Zähne angreift. Auch die Ernährungsgewohnheiten einer Schwangeren verändern sich. Heißhunger auf Süßes oder Saures ist nicht ungewöhnlich. Beides stellt einen Säureangriff auf die Zähne dar. Auch hier gilt: Erst die Säure neutralisieren und mit dem Zähneputzen eine Weile warten. Werdende Mütter sollten trotz möglicher Gelüste besonders auf eine vitamin- und mineralstoffreiche, ausgewogene Ernährung achten. Das ist nicht nur gut für die Zähne: Alle Mineralstoffe, die das ungeborene Kind für seine Entwicklung braucht, holt es sich aus der Ernährung der Mutter. 

Wann und wie oft sollten Schwangere zum Zahnarzt gehen?

Aufwendige Zahnbehandlungen in der Schwangerschaft vermeidet der Zahnarzt nach Möglichkeit. Der Körper der Mutter ist mit dem Austragen des Kindes schon genug beschäftigt, weitere Belastungen und zusätzlicher Stress sind in dieser Zeit nicht förderlich. Zahnärztliche Kontrolle und Prophylaxe für die Zähne unterstützen hingegen die Gesundheit von Mutter und Kind während einer Schwangerschaft. Deshalb sollte der Zahnarztbesuch und die professionelle Zahnreinigung gerade in diesen besonderen Monaten fest im Terminkalender stehen.

Gleich zu Beginn der Schwangerschaft ist ein Besuch beim Zahnarzt empfehlenswert. In der Zahnarztpraxis wird der Zustand von Zähnen und Zahnfleisch kontrolliert. Ist das Zahnfleisch entzündet oder gibt es ein Problem mit den Zähnen, kann der Zahnarzt gleich die entsprechende Behandlung einleiten. Stellt der Zahnarzt fest, dass sich eine Karies entwickelt, ist eine Zahnbehandlung nötig. Der beste Zeitpunkt dafür ist das zweite Schwangerschaftsdrittel. Behandlungen im ersten Drittel könnten die Organbildung des Kindes stören, und zum Ende der Schwangerschaft sollte jeglicher Stress vermieden werden, um die Gefahr einer Frühgeburt so gering wie möglich zu halten.

Amalgamfüllungen dürfen nach einer Verordnung des Europäischen Parlaments bei Schwangeren nicht mehr verwendet werden. Wenn eine werdende Mutter eine Zahnfüllung benötigt, sind auch Kunststofffüllungen nicht empfehlenswert. Lässt sich eine Füllung nicht vermeiden, verwendet der Zahnarzt bei der Behandlung meistens Glasiomerzement als Übergangslösung. Nach der Geburt des Babys kann diese Füllung gegen ein anderes Material ausgetauscht werden.

Durch das gelockerte Zahnfleisch ist die Mundhygiene zu Hause nicht ganz einfach. Eine professionelle Zahnreinigung ergänzt optimal die häusliche Putzroutine. Schwangere sind besonders anfällig für Zahnfleischentzündungen, Parodontitis und Karies. Die Prophylaxe in der Praxis sorgt nicht nur für blitzsaubere Zähne, sie schützt auch vor neuen Bakterien- und Säureangriffen. Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie empfiehlt zwei professionelle Zahnreinigungen im Verlauf der Schwangerschaft: Eine am Anfang und eine gegen Ende.
 

Röntgenaufnahmen werden in einer Schwangerschaft nur im Notfall oder bei zwingender medizinischer Notwendigkeit durchgeführt. Besonders in den ersten drei Monaten besteht die Gefahr, dass die Strahlung den Embryo schädigen kann.

Die Betäubungsspritze stellt kein Risiko für Mutter und Kind dar, denn hier wird eine spezielle, für Schwangere geeignete lokale Betäubung verwendet. 

Fazit

Die Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit voller neuer Eindrücke und Erwartungen. Schwangere brauchen eine besonders sorgfältige Mundhygiene, um die Auswirkungen des veränderten Hormonhaushalts ausgleichen zu können. Dazu gehören nicht nur eine gesunde Ernährung und eine gewissenhafte Zahnpflege zu Hause mit Zähneputzen, Zahnseide und Mundspülung. Auch der Zahnarzt hilft mit Kontrolluntersuchungen und professionellen Zahnreinigungen, Schäden an den Zähnen so gering wie möglich zu halten.